Sendlinger Straße: Stadt fürchtet um kleine Läden
München - Manchmal ertappt man sich selbst dabei, wie man brav auf dem Gehweg bleibt, obwohl man längst auf der Straße laufen dürfte. Gut zehn Monate ist es her, dass der Stadtrat den endgültigen Beschluss fasste, der die Sendlinger Straße zur Fußgängerzone machte.
Seitdem haben sich Anwohner, Geschäftsleute und Besucher weitgehend an die neue Situation gewöhnt. Bald folgt auch die bauliche Umgestaltung. Dennoch beschäftigt die Sendlinger Straße weiterhin den Stadtrat. Wie wirkt sich die Fußgängerzone auf die Gewerbestruktur aus? Das soll genau beobachtet werden. Das Planungsreferat bringt nun ein Papier zu diesen Fragen in den Stadtrat ein.
Die Idee beruht auf einem Antrag aus der CSU-Fraktion. Die war den Fußgängerzonen-Plänen für die Sendlinger Straße einst "kritisch-differenziert" gegenüber gestanden, wie es Stadtrat Hans Theiss nennt. Weil aber bei Gewerbetreibenden wie auch in den Bürgerversammlungen die große Gegenbewegung ausblieb, habe man sich überzeugen lassen.
Einjährige Versuchsphase brachte nur wenige Erkenntnisse
Tatsächlich erhofften sich manche Gewerbetreibende durch die Fußgängerzone mehr Kunden und höhere Umsätze. Andere fürchteten steigende Mieten und so die Verdrängung kleinerer Läden, Praxen oder Ähnlichem. Die gibt es in der Sendlinger Straße noch weit häufiger als in der sündteuren Neuhauser- oder Kaufinger Straße. Wegen dieser ja nicht ganz aus der Luft gegriffenen Bedenken, soll nun beobachtet werden, wie sich die Mieten für Wohnraum und Gewerbe entwickeln.
Braucht es das? Die ein Jahr dauernde Versuchsphase, die dem Stadtratsbeschluss vorausging, brachte in dem Kontext nur wenige Erkenntnisse, heißt es. So lange der Versuchsstatus andauerte, wollten Eigentümer wie Mieter erst einmal abwarten. Erst in den nächsten Jahren wird sich wohl zeigen, ob und wie sich die Struktur der Straße tatsächlich verändert.
Das zu beobachten sei, so das Planungsreferat, freilich vor allem nach Augenschein möglich. Für eine Analyse der Mietpreisentwicklung auf so kleinem Raum sei der Mietspiegel kaum geeignet, zudem spielten auch viele andere Faktoren eine Rolle.
Sendlinger Straße: Die CSU bleibt skeptisch
Der Vorschlag: eine Bestandsaufnahme, jetzt und noch einmal ein Jahr nach der Fertigstellung des Umbaus zur Fußgängerzone. Anschließend könne jährlich an den Stadtrat berichtet werden. Das könne dann als wertvolle Bewertungsgrundlage dienen, wenn über weitere Umwandlungen in Fußgängerzonen an anderer Stelle nachgedacht wird, etwa im weiteren Hackenviertel. Die CSU klingt hier gleich wieder skeptisch: "Die Altstadt als Museum, in dem nur Fußgänger und Touristen unterwegs sind und nur noch Flagship-Stores der internationalen Ketten – wir wollen das nicht", sagt Theiss.
Doch was, wenn die befürchteten Effekte eintreten? "Die Fußgängerzone wieder aufzuheben wäre Quatsch" sagt Hans Theiss. Allerdings müsse man sich dann umso mehr um Gegenden wie das Hackenviertel kümmern. Damit die kleinen Läden erhalten bleiben.
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