SEM Nordost: Ein kleiner Schritt voran
München - Es soll ein lebendiges, grünes Viertel werden und günstigen Wohnraum bieten. Trotzdem waren es harte Geschütze, die die Gegner der SEM Nordost, der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme im Gebiet Johanneskirchen/Daglfing in den letzten Tagen aufgefahren hatten: Etwa der Bauernverband, der fürchtete, mögliche Enteignungen könnten bald auch kleine Hausbesitzer treffen – und auch die Region.
Oder die Bürgerinitiative "Bündnis Nordost", die mit den Schlagworten "Verkehrsinfarkt, Flächenfraß, Umweltzerstörung" zu einer Diskussionsveranstaltung lädt. "Die Stimmung ist so aufgeheizt, wie sie es nicht sein müsste", bilanziert Grünen-Stadtrat Herbert Danner die Situation am Mittwoch im Stadtrat. Er gehörte zu jenen, die OB Dieter Reiter dafür kritisierten, sich bisher nicht bei Anwohnern und Eigentümern gezeigt zu haben.
Ja, "wir stehen am Anfang des Verfahrens", sagte Angelika Pilz-Strasser, Grünen-Stadträtin und Bogenhauser BA-Chefin dazu, "aber da wird das Porzellan zerbrochen."
SEM Nordost: Nur Bayernpartei stimmt gegen Vorschlag
Reiter betonte, er stelle sich gerne jeder Diskussion, sobald die Eckdaten gefasst seien. Dann habe man Modelle, über die man konkret diskutieren könne. Um diese ging es denn auch bei der Sitzung.
Auf dem Tisch liegt ein ausführlicher Entwurf der Eckpunkte für den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb, in den auch Wünsche und Beschlüssen aus Bürgerversammlungen und Bezirksausschüssen eingeflossen sind. Der Rahmen also, in den die teilnehmenden Architekten ihre Ideen einpassen sollen.
Für diesen Vorschlag stimmten letztlich alle Fraktionen, ausgenommen die Bayernpartei. Auch die CSU, die zuletzt gezögert hatte und noch einmal vertagen wollte. Trotz der emotionalen Diskussionen im Vorfeld blieb es im Stadtrat sachlich. Quer durch die Fraktionen wurde außerdem betont, man wolle keine Enteignungen.
SEM Nordost: Vor 2030 wird nicht gebaut
"Wenn einer nicht mitmachen will, dann macht er halt nicht mit", so Stadträtin Heide Rieke. Es überwog wohl der Wunsch, einen Schritt nach vorne zu schaffen, immerhin werkelt man schon seit 2011 am Planungsverfahren. In dem neuen Quartier sollen auf rund 600 Hektar bis zu 30.000 Menschen leben.
Bebaut werden soll aber nur etwa die Hälfte, kompakt für möglichst wenig Flächenversiegelung. Das Quartier soll autoarm werden, dafür mit viel ÖPNV und Radwegen. Es soll Grün- und Freizeitflächen geben, einen Badesee oder Schwimmbad, außerdem alles, was man an Infrastruktur braucht - vom Einkaufen über die Schule bis zur Kultureinrichtung. Auch für Landwirtschaft und Reitsport soll Platz sein.
Trotz allem ist klar: Gebaut wird nicht vor 2030. Bereits am 16. März findet die erste von drei Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung statt, die den Wettbewerb begleitet. Auch mit den Eigentümer setze man sich zusammen, so Reiter.
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