Seltsamer Mix: Dieb klaut Parfums und Pflastersteine

Vor dem Münchner Landgericht wird einem 25-Jährigen der Prozess gemacht. Er soll gestohlen, beleidigt und geschlagen haben.
John Schneider |
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Er verbirgt sein Gesicht hinter einem Aktenordner: Jassir T. mit der Übersetzerin (l.) und seiner Anwältin Linda Thirkettle.
jot Er verbirgt sein Gesicht hinter einem Aktenordner: Jassir T. mit der Übersetzerin (l.) und seiner Anwältin Linda Thirkettle.

München -  Parfums zu stehlen und dann weiterzuverkaufen, ist zwar illegal, aber immerhin noch nachvollziehbar. Aber was bitte stellt man mit ausgegrabenen Pflastersteinen an? Genau das soll Jassir T. (25, Name geändert) getan haben.

Laut Anklage buddelte der Palästinenser am 20. September 2014 in der Löwengrube „29 Pflastersteine aus dem Gehweg der Landeshauptstadt München“. Was er damit angestellt hat? Dazu wollte der 25-Jährige am ersten Prozesstag nichts sagen.

Dasselbe gilt für die anderen Anklagepunkte die von Parfum-Diebstählen über Beleidigungen bis hin zu einer Körperverletzung reichen. Als ihn der Vorsitzende Richter Anton Winkler fragt, was er zu den Vorwürfen sage, kommt von der Anklagebank nur ein lapidares „Ich sage nichts“.

 

Rangeleien, Beleidigungen und Tätlichkeiten

 

Das war laut Anklage geschehen: Am 9. August 2014 spuckte Jassir T. einem Türsteher der „Milchbar“ in der Sonnenstraße auf die Brust. Was nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft den Tatbestand der Beleidigung erfüllt.
Damit nicht genug, schlug der 25-Jährige erbost auf seinen Kontrahenten ein, traf ihn am linken Ohr. Der Türsteher reagierte, wie man es von einem Türsteher erwartet: Er brachte den Angreifer zu Boden und hielt ihn fest.

Jassir T. wehrte sich heftig und zerriss dabei das T-Shirt seines Gegners. Zu schlechter Letzt drohte er dem „Milchbar“-Mann mit den Worten: „Ich kenne dein Gesicht. Ich bringe dich um.“ Was dieser durchaus ernst nahm.
Der Rest der Anklage weist vor allem Vorwürfe des Ladendiebstahls und der Beleidigung auf. Einen Ladendetektiv, der ihn beim Diebstahl von T-Shirts und Jacken erwischt hatte, griff Jassir T. tätlich an.

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Doch dem Opfer gelang es zunächst, den 25-Jährigen in den Schwitzkasten zu nehmen. Der Angeklagte griff dem Detektiv zwischen die Beine und versuchte dann, dem Mann in die Augen zu fassen. So konnte er sich befreien und in der Folge weitere Beleidigungen ausstoßen.

 

Schwierige Kindheit

 

Jassir T. ist vor 25 Jahren in Gaza geboren worden. Als er als kleiner Bub auf der Straße spielte, traf eine Bombe sein Elternhaus. Beide Eltern starben in den Trümmern.
Der Bub wird mit zehn Jahren zu seinem Onkel nach Italien geschickt, überwirft sich allerdings mit der Tante und wächst in einem Kinderheim auf. Mit 17 kommt er nach München.

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Hier wird er schnell straffällig. Vier Jahre sitzt er im Gefängnis. Grund sollen unter anderem Gewaltdelikte gewesen sein. Auch psychisch sei er auffällig geworden. Doch Jassir T. gibt einer falschen Medikation die Schuld für sein aggressives Verhalten.

Seitdem er keine Psychopharmaka mehr nehme, gehe es ihm besser. Er fühlt sich von den deutschen Behörden allgemein ungerecht behandelt. „Ich habe keine Chance“, sagt er. Der Prozess wird fortgesetzt.    

 

 

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