Selbstjustiz: Entführter deutscher Arzt in U-Haft

PARIS/LINDAU - Ist André Bamberski nach 27 Jahren am Ziel? Die französische Justiz hat den von ihm ins Elsass entführten deutschen Arzt Dieter K. in U-Haft genommen. Der Allgäuer soll 1982 seine Stieftochter missbraucht und getötet haben.
Wie am Donnerstag aus Justizkreisen verlautete, ordnete ein Richter in Paris Haftbefehl gegen den 74-jährigen Kardiologen an. Dieter K. war 1995 von einem Pariser Schwurgericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihm wird die fahrlässige Tötung seiner damals 14-jährigen Stieftochter Kalinka Bamberski zur Last gelegt.
Der Arzt soll das französische Mädchen 1982 in seinem Haus am Bodensee missbraucht und ihr ein Betäubungsmittel gespritzt haben, das zum Tode führte. Die deutsche Justiz sah allerdings keine hinreichenden Beweise für eine Strafverfolgung, Dieter K. wurde nicht an Frankreich ausgeliefert.
Vergangene Woche löste André Bamberski, Kalinkas leiblicher Vater, dieses Problem selbst: Er ließ Dieter K. in seinem Haus in Scheidegg im Allgäu entführen und ihn gefesselt und verletzt vor einem Gerichtsgebäude in Mülhausen im Elsass ablegen. André Bamberski erklärte, er habe sich zur Selbstjustiz gezwungen gesehen, damit der Tod seiner Tochter gesühnt werden könne.
Er selbst wird sich wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung verantworten müssen. Das wird ihm wohl egal sein.