Sektenguru Shanti vor Gericht
MÜNCHEN - Der Esoterik-Musiker und selbsternannte Guru Oliver Shanti soll jahrelang Kinder in hunderten Fällen missbraucht haben. Ab Mittwoch muss er sich dafür vor dem Landgericht München I verantworten.
Seine Anhänger müssen rückhaltlos an ihn geglaubt haben. Einige vertrauten dem selbst ernannten Guru Oliver Shanti ihre Kinder im Urlaub an oder ließen sie bei ihm übernachten – ein fataler Fehler. Denn Shanti soll das Vertrauen ausgenutzt haben, um sich an den Kindern zu vergehen: Ab Mittwoch muss er sich wegen sexuellen Missbrauchs in mehr als 300 Fällen vor dem Landgericht München I verantworten.
Der Esoterik-Musiker, der mit bürgerlichem Namen Ulrich S. heißt und in Stadelheim in Untersuchungshaft sitzt, ließ über seine Anwälte die Vorwürfe bestreiten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem gebürtigen Hamburger vor, sich von 1985 bis 1998 mindestens an vier Jungen und zwei Mädchen vergangen zu haben. Konkret werden ihm 314 Fälle von Kindesmissbrauch zur Last gelegt, bei fünf sieht die Anklage einen besonders schweren Fall.
„Wir fürchten, dass es noch mehr Opfer gibt, die aber nicht bereit waren, sich zu melden“, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler nach der Anklageherhebung. Bei Kindern von Sektenangehörigen sei nicht ausgeschlossen, dass die Eltern etwas von dem Missbrauch gewusst hätten. Einzelheiten müsse aber der Prozess zutage bringen. Bis zum 24. September sind acht Verhandlungstage angesetzt.
Gegen Shanti war schon vor zehn Jahren ermittelt worden – doch damals stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. 2002 tauchten neue Vorwürfe auf. Sechs Jahre fahndeten Interpol und Münchner Zielfahnder nach ihm, bis er im Juni 2008 in der Deutschen Botschaft in Lissabon bei der Verlängerung seines Passes von Mitarbeitern erkannt wurde. Als er die Botschaft verließ, klickten die Handschellen.