See und Sundowner

Der Poschinger Weiher ist der idyllischere Feringa – und die Goldene Bar gibt den Gegenpol zur Ruhe  
von  Laura Kaufmann
Hinter dem Haus der Kunst ist einiges geboten: Tischtennis, Burger frisch vom Grill – und noch dazu gibt’s hier einfach tolle Drinks.
Hinter dem Haus der Kunst ist einiges geboten: Tischtennis, Burger frisch vom Grill – und noch dazu gibt’s hier einfach tolle Drinks. © az

Der Poschinger Weiher ist der idyllischere Feringa – und die Goldene Bar gibt den Gegenpol zur Ruhe

 

Die schönsten Tage sind die, die wie frisch wie ein weißes Blatt Papier vor einem liegen. Keine Verpflichtungen, keine Verabredungen – mal sehen was der Tag bringt, der Wecker bleibt heut aus. Durch die Vorhänge scheint’s hell; Frühstück auf dem Balkon. Der Starnberger, die Hausberge? Nein, erst eine Stunde in Auto oder Zug gesperrt sein, um ein schönes Fleckerl zu erreichen. Der Rest der Zeitung wandert in die Badetasche, die in den Gepäckträger, und los.

Durch das Wimmelbild zwischen Monopteros und China-Turm, an Nackerten, Spinnerten, Schönen und Lauten vorbei, immer Richtung Norden. Immer stiller ruhiger wird es, immer wilder die Natur. Sonne-Schatten-Flecken unter meinem Reifen. Über die St.-Emmeram-Brücke, unter mir sonnen sich die Menschen. An der Isar entlang, Kieselsteine sprengen in die Stille. Hier liegen keine Leute mehr, hier gibt es nur das rauschende Wasser und mich, Fahrtwind im Gesicht. Irgendwann das Schild zum Feringasee, aber da will ich nicht hin.

Der Unterföhringer See, genannt Poschinger Weiher, ist nicht weit. Und so viel schöner. Die kleine, verwunschene Insel in der Mitte. Ausladende Bäume am Ufer, in deren Schatten Handtücher ausgebreitet liegen. Halbstarke lassen sich vom Seil in den See plumpsen, Kinder rudern kreischend mit Schlauchbooten im Kreis. Und ich schwimme mittendurch, kühle mich ab nach der Radtour, lasse mich von der Sonne trocknen, während ich durch die Zeitung blättere.

So viel Bewegung macht hungrig. Zeit für den Seegarten direkt am Ufer. Ganz simpel, Bierbänke aneinander gereiht unter Schatten spendenden Schirmen, mehr braucht es manchmal nicht. All die Tagesgerichte sind auf Tafeln an der Ausgabe gekritzelt, und wenn eins fertig ist, hallt es durchs Megaphon über den See: „Salat mit Saibling!“ „Fleischpflanzerl!“ Hier gibt’s mehr als die übliche Biergartenkost, und es schmeckt immer, zu sehr fairen Preisen.

Zurück entlang der Isar, durch den Englischen Garten. Auf der Welle drängen sich die Surfer, oben drüber die Zuschauer. Touris, Pärchen beim Sonntagsspaziergang. Mich treibt es um das Haus der Kunst herum, zur Goldenen Bar. Um die imposanten Säulen stehen Hipster und Styler mit Drinks in der Hand. Ganz leise klackern Ping-Pong-Bälle, das Fleisch auf dem Grill zischt, die Barkeeper klirren mit Eiswürfeln. Die Szenerie ist in edles Abendlicht getaucht, unterlegt vom Beat des DJs der Stunde. Es gibt keinen schöneren Ort für einen Aperitif am Sonntag.

Gerade lehne ich noch am Tresen mit einer der ausgefallenen Cocktailkreationen in der Hand, da teilt mein Telefon mir freundlicherweise mit, dass die ausgehfreudige Mädelsrunde einen Tisch draußen im Nage und Sauge erobert hat. Das kommt einem Jahrhundertereignis gleich, und ich gebe schonmal meine Salatbestellung weiter, „Olpe“, während ich rüberradle in die Mariannenstraße. Ein Berg Salat mit Scampi und Putenbruststreifen, dazu Focaccia – wunderbare Sommergrundlage für die Praterinsel, wo es uns gleich hinverschlägt. Heute ist Rave, der Innenhof beschallt mit wummerndem Elektrobässen. Wir tanzen durch die heiße Nacht, bis das weiße Blatt Papier voll gekritzelt ist mit neuen Geschichten.

 

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