Sechs Gerichte unter einem Dach: AZ-Rundgang durchs neue Strafjustizzentrum

München - Es sei aktuell die größte "Hochbaumaßnahme des Freistaats", steht in der Presseinfo zum Rundgang auf der Baustelle des neuen Strafjustizzentrums am Donnerstag. Das Gebäude wird gerade an der Dachauer Ecke Schwere-Reiter-Straße gebaut und hat bis zu sieben Stockwerke.
1.300 Angestellte der Strafjustiz werden hier ihren Arbeitsplatz haben - voraussichtlich ab 2024. 54 neue, vernetzte Verhandlungssäle entstehen, mit 60, 80 sowie 100 Quadratmeter. Für prominente Fälle wie etwa die NSU-Verhandlungen mit großem öffentlichen Interesse wird es im Erdgeschoss einen 300-Quadratmeter-Saal geben - einer der größten Säle Deutschlands.

Die wuchtigen Dimensionen werden erst bei Satellitenaufnahmen klar
39.000 Quadratmeter Nutzfläche stehen hier bald zur Verfügung, um mögliche Straftaten zu verhandeln, auf einer Grundfläche von etwa 22.000 Quadratmeter. In München werden dann "sechs Gerichte unter einem Dach sein", so rechnet Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) vor, der zum Baufest erschienen ist, genauso wie der bayerische Bauminister Christian Bernreiter sowie - inzwischen ein eher seltener Gast bei solchen Gelegenheiten - der frühere Zweite Bürgermeister Münchens, Seppi Schmid (CSU).

Steht man vor dem Gebäude, wirkt es eher filigran. Betrachtet man jedoch Satellitenaufnahmen, werden erst die wuchtigen Dimensionen klar. 22.000 Quadratmeter, das sind knapp drei Fußballfelder.
Und das Beste daran sei, so wiederholen es die Verantwortlichen wie der leitende Baudirektor des Staatlichen Bauamtes I, Eberhard Schmid, dass die verfügbare Fläche nicht komplett verbaut wurde. Hier sei künftig Platz auf einer Fläche von etwa 9.000 Quadratmeter. Ob für Wohnungen oder Behörden, das werde sich zeigen.

Eine Sanierung des alten Strafjustizzentrum wäre nicht machbar gewesen
Doch da spricht er von einer recht fernen Zukunft. Denn zwischen der ersten Idee, hier ein neues Strafjustizzentrum zu bauen - im Jahr 2009 -, und der Fertigstellung 2024 werden mehr als 15 Jahre vergangen sein. Angenommen, hier gegenüber der neuen Strafjustiz würden Wohnungen gebaut und es würde ähnlich lange dauern, sprächen wir von einem Erstbezug im Jahr 2037 - parallel zur eventuellen Fertigstellung der Zweiten Stammstrecke also.

Die veranschlagten Kosten für den Neubau des Justizzentrums betragen 340 Millionen Euro. Viele fragten sich im Vorfeld, ob man denn nicht das jetzige Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße hätte sanieren können.
Doch das sei weder substanziell noch logistisch machbar gewesen, sagt der Präsident des Oberlandesgerichtes Hans-Joachim Heßler: "Das alte Gebäude ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung während des täglichen Betriebes wäre sehr schwierig geworden." Bauamtsleiter Eberhard Schmid sagt: "Ich rechne damit, dass es abgerissen wird."