Sebastian Roloff (SPD): Auf dem Sprung nach Berlin

München - Ein Zimmer in Berlin hat sich Sebastian Roloff noch nicht gesucht. Auch, wenn es praktisch sicher ist, dass der 38-Jährige ab Herbst einen Großteil seiner Zeit in der Hauptstadt verbringen wird: Wenn die SPD in Bayern nicht plötzlich doch noch massiv abrutscht, wird er in den nächsten Bundestag einziehen. So eine gute Platzierung erhielt er auf der bayerischen Landesliste. Außerdem kämpft Roloff im Münchener Süden um das Direktmandat.
Seinen Schreibtisch bei MAN, wo er als Personalleiter arbeitete, räumte Roloff schon vor gut vier Wochen. Er könne es kaum erwarten, endlich loszulegen, sagt Roloff. Als Abgeordneter – nicht nur als Kandidat. Denn auch bei der Bundestagswahl zuvor kandidierte er für die SPD im Münchner Süden – allerdings ohne Erfolg. Der Wahlkreis gehört seit 1976 fast ohne Ausnahme der CSU und das war auch 2017 nicht anders.
Sebastian Roloff nicht immer einer Meinung mit Scholz
Inzwischen hat sich allerdings vieles getan. Für die Partei: Die SPD überholte in einer Umfrage vor kurzem sogar die Union. Aber auch für Roloff persönlich: In den vergangenen Jahren gelang es ihm, die bayerische SPD so von sich zu überzeugen, dass sie lieber ihn auf einen aussichtsreichen Listenplatz setzten, als Florian Post, obwohl der schon seit Jahren im Bundestag sitzt.
Das sorgte für Ärger. Florian Post macht seitdem Wahlkampf auf eigene Faust, wetterte gegen die Parteivorsitzende und die - wie er es nennt - "Gaga-Sprache" der SPD, die plötzlich Wörter wie Kandidierenden-Plakate enthalte.
Roloff hingegen gendert ganz selbstverständlich, spricht von KandidatInnen und veranstaltet mit der SPD-Chefin Saskia Esken Online-Diskussionsrunden. Trotzdem ist es Roloff wichtig, zu betonen, dass er seinen eigenen Kopf hat. Trotz guter Umfragewerte für Olaf Scholz, den Kanzlerkandidat der SPD, sei er nicht immer der gleichen Meinung wie er. "Die 12 Euro Mindestlohn, die die SPD gerade fordert, könnten von mir aus mehr sein", sagt Roloff.
Roloff hält Kontakt zu Menschen in Afghanistan
Auch will er im Bundestag genau nachfragen, was bei dem Afghanistan-Einsatz schiefgegangen sei. Er stehe gerade mit etwa 30 Menschen in Kontakt, die in Afghanistan festsaßen. Er habe sich beim Auswärtigen Amt dafür eingesetzt, dass die auf eine Liste gesetzt werden, um ausreisen zu können. Er habe Dokumente zusammengestellt, Tipps für das Asylverfahren gegeben.
Roloff studierte Jura und half Geflüchteten schon häufiger vor Gericht. Auch nun im Wahlkampf will er den Menschen nicht einfach bloß einen Kugelschreiber in die Hand drücken. Er versuche immer im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen und da telefoniere er dann schon mal mit Krankenkassen und Behörden. "Manche bringen extra den Rentenbescheid mit an den Infostand", sagt Roloff. Dem Sachbearbeiter am anderen Ende der Leitung erzähle er dann immer, dass er der Kandidat der SPD sei. Im Herbst wird sich das wohl ändern. Dann darf er sich wohl endlich als Abgeordneter vorstellen.