Schwulenzentrum Sub feiert Juliläum: 30 Jahre Anderssein

Einst kämpfte man gegen Peter Gauweiler, heute organisieren sich hier auch Muslime: Die Schwulenberatung Sub hat sich verändert – und doch sind manche Probleme dieselben.
von  Jasmin Menrad
Forderungen nach einem Schwulenzentrum beim CSD 1990.
Forderungen nach einem Schwulenzentrum beim CSD 1990. © privat

München - Eier fliegen noch immer. Zweimal im vergangenen Jahr wurden Gäste des Schwulenzentrums Sub beworfen. Homophobe Vollidioten gibt es immer noch – damals, vor 30 Jahren bei der Gründung des Sub, und heute.

Seit 1988 gibt im "Sub – Infoladen für schwule Männer" eine psychosoziale Beratung, Montag bis Freitag von 19 bis 22 Uhr, durchgeführt von Ehrenamtlern. Damals war die Zeit der Aids-Krise, als CSU-Hardliner Peter Gauweiler als KVR-Chef die schwule Subkultur durch Razzien zerschlagen wollte und in dem Haus in der Müllerstraße 44 kein Schild darauf hinweisen durfte, dass sich im Rückgebäude schwule Männer treffen.

Schwulenzentrum Sub: Café, Bibliothek und Selbsthilfegruppen

Mittlerweile ist das Sub in ein glasiges Gebäude in der Müllerstraße 14 gezogen, wo Mitarbeiter der Stadt weitergebildet werden oder heterosexuelle und schwule Männer beim "Männerpalaver" eben über Männerthemen reden. Es hat ein Café, eine Bibliothek und Selbsthilfe- und Freizeitgruppen.

"Menschen, die heute ihr Coming-out haben, haben immer noch dieselben Probleme wie ich in den 70er-Jahren", sagt Christopher Knoll, Leiter der Beratungsstelle, der seit 29 Jahren dabei ist. "Der Jugendliche hat das Gefühl, er sei nicht mehr Mann genug." Doch das Coming-out ist nicht das beherrschende Thema in der Beratung. Es geht um Gewalterfahrungen, Depressionen, Einsamkeit, Sucht, Rechtsfragen, Gesundheit und die eigenen Kinder – anfangs boten diese Beratung zehn schwule Männer an.

Homophobe Straftaten: Viele Betroffene trauen sich nicht zur Polizei

Erst seit 1997 finanziert die Stadt auch hauptamtliche Stellen, heute gibt es im Sub 4,2. Ob’s das 2018 noch braucht? "Das Anderssein macht es Betroffenen schwer, sich in die Mehrheitsgesellschaft zu integrieren", sagt Knoll.

"Es ist ein zunehmendes Problem, dass Diskriminierung wieder gesellschaftsfähig geworden ist. Die Menschen trauen sich das wieder", sagt Sub-Geschäftsführer Kai Kundrath. Deshalb sehen sich die Sub-Mitarbeiter auch als Lobbyisten, zum Beispiel, wenn es um homophobe Straftaten geht. Da trauen sich viele Betroffene immer noch nicht zur Polizei.

Deshalb fordern die Sub-Männer Ansprechpartner für LGBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intermenschen). "In Berlin gibt es das auf jeder Wache – hier werden homophobe Straftaten nicht als solche registriert. Dann würde nämlich das LKA ermitteln", sagt Kundrath. Deshalb können Opfer von homophoben Straftaten diese anonym im Internet bei Sub melden, denn offizielle Zahlen von der Polizei gibt es nicht. "Wir beobachten auch eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei uns im Glockenbach- und Gärterplatzviertel", sagt Kundrath.

Im Sub gibt es eine Gruppe für schwule Muslime

Im Sub sind neue Themen dazugekommen: Seit 2015 sind Menschen da, die vor Todesdrohungen und Gewalt wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Gender-Identität nach Europa geflohen sind. 80 Geflüchtete werden konstant von 30 Ehrenamtlern betreut. Deshalb wird im Sub derzeit auch eine Gruppe für schwule Muslime gegründet.

Bei der Stadt haben sie eine Vernetzungsstelle für Drogenabhängige beantragt. Crystal Meth ist ein großes Problem, in der Szene gilt das Methamphetamin als Sexdroge – nicht nur schöne Themen, die die sechs Mitarbeiter und 120 Ehrenamtler bewegen. "Aber ich hatte immer das Gefühl, schwulen Männern bei ihrem Weg eine entscheidende Hilfe geben zu können und die Szene dadurch zu einem lebens- und liebenswerteren Ort zu machen", sagt Knoll.

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