Schwulenfeindliche Straftaten: hohe Dunkelziffer
München - Erst wurde er als "Scheiß Schwuchtel" beschimpft, dann ins Krankenhaus geprügelt: Der Schwulenhass, der sich auf Gregor P. entladen hat, hat Mitte Mai die Stadt schockiert. Doch er ist kein Einzelfall und Beleidigungen bis hin zu Handgreiflichkeiten sind keine Seltenheit – so berichtet jeder Homosexuelle und jeder/jede Transexuelle von Diskriminierungserfahrungen.
Ludwig Hartmann von den Grünen hat jetzt nach den Zahlen homo- und transphober Straftaten in Bayern gefragt. Die Antwort der Staatsregierung stimmt nachdenklich – nicht, wegen der hohen Zahl, sondern wegen der fehlenden Zahlen. Das ärgert den Fraktionsvorsitzenden Hartmann: "Bei so ziemlich allen Straftaten sucht man nach dem Motiv – nur bei potenziell homo- und transfeindlichen Straftaten interessiert das die CSU-Regierung nicht."
Die Zahlen der Hasskriminalität in Verbindung mit sexueller Orientierung nehmen von 2007 (4 Straftaten) bis 2014 (49 Straftaten) kontinuierlich zu. Dabei geht es um Beleidigung, Volksverhetzung und Körperverletzungen. 2016 waren es dann "nur noch" 21 Straftaten in ganz Bayern.
Zum Vergleich: In Berlin waren es in den ersten drei Quartalen 2016 schon 113 solcher Straftaten. "Das lässt auf eine hohe Dunkelziffer in Bayern schließen", sagt Hartmann. Er vermutet, dass viele Straftaten nicht als schwulenfeindlich erfasst werden.
Für die letzten zehn Jahre sind 16 Opfer homo- und transphober Gewalt verzeichnet. Neun davon in München. Warum es in der Stadt zu höhren Opferzahlen als auf dem Land kommt, wird nicht erläutert. "Es gibt in Bayern weder Präventions- und Beratungsarbeit gegen Homo-und Transfeindlichkeit noch Opferberatungsstellen bei Polizei und Staatsanwaltschaft. Da haben uns andere Bundesländer einiges voraus", sagt Hartmann und formuliert so auch schon seine konkreten Forderungen.
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