Schwul, lesbisch - und politisch: Wir kandidieren für den Stadtrat

Unter den Kandidaten für den Münchner Stadtrat sind natürlich auch viele Homosexuelle. Sie setzen sich für Gleichberechtigung ein – aber nicht nur, wie unsere sieben Porträts zeigen. 
Agnes Vogt |
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„Gegen Diskriminierung“: Andreas Möhring (40), CSU, Listenplatz 29: Die Stadt sollte noch mehr für Homosexuelle tun. Viele städtische Häuser stehen leer. Die könnten der Szene zur Verfügung gestellt werden. Es braucht mehr Begegnungszentren und auch mehr Szenelokale. Von dieser Warte aus könnte ich in den Landtag hineinwirken, denn auf Landesebene ist noch so viel zu tun. Vor allem in Schulen. Da würde ich gern eine Projektwoche zum Thema Diskriminierung anregen, bei der jegliche Form der Diskriminierung zur Sprache kommt – auch die der Homosexuellen. Lehrer, Schüler und Eltern müssen sich dem Thema stellen.
privat 7 „Gegen Diskriminierung“: Andreas Möhring (40), CSU, Listenplatz 29: Die Stadt sollte noch mehr für Homosexuelle tun. Viele städtische Häuser stehen leer. Die könnten der Szene zur Verfügung gestellt werden. Es braucht mehr Begegnungszentren und auch mehr Szenelokale. Von dieser Warte aus könnte ich in den Landtag hineinwirken, denn auf Landesebene ist noch so viel zu tun. Vor allem in Schulen. Da würde ich gern eine Projektwoche zum Thema Diskriminierung anregen, bei der jegliche Form der Diskriminierung zur Sprache kommt – auch die der Homosexuellen. Lehrer, Schüler und Eltern müssen sich dem Thema stellen.
„Informationen für alle“: Andreas Hömme (52), Die Piraten, Listenplatz 27: Mein Thema ist ganz eindeutig: Netzpolitik. Ich finde, Informationen von Bund, Land und Stadt sollten jedem Bürger zugänglich sein. Ich begrüße es sehr, dass die Stadt das Programm Linux benutzt. Aber es kann noch weiter gehen: Betrachtet man in diesem Rahmen die Bürgerbeteiligung, fragt man sich, warum ein Bezirksausschuss oder eine Bürgerversammlung nicht mit einer Webcam übertragen wird, sodass jeder daran teilnehmen kann – auch von zu Hause? 
Darüber hinaus sollte jeder die Papiere, die dort diskutiert werden oder das, was ausgearbeitet wurde, auf der zuständigen Homepage finden können. In Sachen Homosexualität ist die Stadt durch die SPD auf einem ziemlich guten Level. Das müsste so bleiben. Ich frage mich allerdings, wie es wird, wenn die CSU gewinnen sollte.
privat 7 „Informationen für alle“: Andreas Hömme (52), Die Piraten, Listenplatz 27: Mein Thema ist ganz eindeutig: Netzpolitik. Ich finde, Informationen von Bund, Land und Stadt sollten jedem Bürger zugänglich sein. Ich begrüße es sehr, dass die Stadt das Programm Linux benutzt. Aber es kann noch weiter gehen: Betrachtet man in diesem Rahmen die Bürgerbeteiligung, fragt man sich, warum ein Bezirksausschuss oder eine Bürgerversammlung nicht mit einer Webcam übertragen wird, sodass jeder daran teilnehmen kann – auch von zu Hause? Darüber hinaus sollte jeder die Papiere, die dort diskutiert werden oder das, was ausgearbeitet wurde, auf der zuständigen Homepage finden können. In Sachen Homosexualität ist die Stadt durch die SPD auf einem ziemlich guten Level. Das müsste so bleiben. Ich frage mich allerdings, wie es wird, wenn die CSU gewinnen sollte.
„Zeit für ein zweites Windrad“: Dominik Krause (23), Die Grünen, Listenplatz 8: Ich will mich für Antidiskriminierungspolitik und Asylpolitik stark machen. Nach dem, was in den vergangenen Jahren und Monaten in München passiert ist, sieht man, dass die Stadt einfach keine richtigen Vorkehrungen getroffen hat, um mit den Asylbewerbern richtig umgehen zu können. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt die Aufnahmemöglichkeiten ausbaut und ein Konzept ausarbeitet, um Flüchtlingen auch privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Und auch Energiepolitik habe ich auf dem Zettel: Die Stadt sollte mehr in erneuerbare Energien investieren. Außerdem finde ich, es ist Zeit für ein zweites Windrad. 
Wir müssen gerade in diesen Zeiten, wo Menschen so immens gegen die Stromtrassen rebellieren, mehr Akzeptanz für Wind- und Wasserkraft schaffen.
privat 7 „Zeit für ein zweites Windrad“: Dominik Krause (23), Die Grünen, Listenplatz 8: Ich will mich für Antidiskriminierungspolitik und Asylpolitik stark machen. Nach dem, was in den vergangenen Jahren und Monaten in München passiert ist, sieht man, dass die Stadt einfach keine richtigen Vorkehrungen getroffen hat, um mit den Asylbewerbern richtig umgehen zu können. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt die Aufnahmemöglichkeiten ausbaut und ein Konzept ausarbeitet, um Flüchtlingen auch privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Und auch Energiepolitik habe ich auf dem Zettel: Die Stadt sollte mehr in erneuerbare Energien investieren. Außerdem finde ich, es ist Zeit für ein zweites Windrad. Wir müssen gerade in diesen Zeiten, wo Menschen so immens gegen die Stromtrassen rebellieren, mehr Akzeptanz für Wind- und Wasserkraft schaffen.
„Aufklärung bis zu den Senioren“: Stephanie Gerlach (53), Rosa Liste, Listenplatz 4: Für München wünsche ich mir ein Regenbogenfamilienzentrum, das Familien, bei denen ein Mitglied schwul oder lesbisch ist, betreut und wo Menschen aus Regenbogenfamilien in allen Phasen und Lebenslagen eine Anlaufstelle finden. Auch finde ich, dass es Zeit wird, dass Schwulen und Lesben ein gefahrloses Coming Out am Arbeitsplatz ermöglicht werden muss. Es geht nicht um gezielte Anfeindungen, sondern um die allgemeine Stimmung, die sich verändern muss: Führungskräfte sollten wissen, wie sie mit dieser Thematik umzugehen haben. 
Daran angeschlossen finde ich, dass noch viel mehr Aufklärung, von der Jugend bis zu den Senioren passieren muss – und dazu kann die Stadt einen wichtigen Beitrag leisten. Wir leben zwar alle in einem toleranten, bunten und offenen München, aber es gibt immer noch Flecken, die noch nicht so bunt sind. Da kann noch viel aufgeholt werden.
Gregor Feindt 7 „Aufklärung bis zu den Senioren“: Stephanie Gerlach (53), Rosa Liste, Listenplatz 4: Für München wünsche ich mir ein Regenbogenfamilienzentrum, das Familien, bei denen ein Mitglied schwul oder lesbisch ist, betreut und wo Menschen aus Regenbogenfamilien in allen Phasen und Lebenslagen eine Anlaufstelle finden. Auch finde ich, dass es Zeit wird, dass Schwulen und Lesben ein gefahrloses Coming Out am Arbeitsplatz ermöglicht werden muss. Es geht nicht um gezielte Anfeindungen, sondern um die allgemeine Stimmung, die sich verändern muss: Führungskräfte sollten wissen, wie sie mit dieser Thematik umzugehen haben. Daran angeschlossen finde ich, dass noch viel mehr Aufklärung, von der Jugend bis zu den Senioren passieren muss – und dazu kann die Stadt einen wichtigen Beitrag leisten. Wir leben zwar alle in einem toleranten, bunten und offenen München, aber es gibt immer noch Flecken, die noch nicht so bunt sind. Da kann noch viel aufgeholt werden.
„Personal in der Pflege schulen“: Manfred Krönauer (39), FDP, Listenplatz 19: Mir geht es um Gleichberechtigung von Homosexuellen. Gerade homosexuelle Politiker sollen nicht nur Präsenz zeigen, sondern müssen dieses Thema offen ansprechen. Um dieses Thema noch weiter zu öffnen, könnten auch die Stadtbüchereien in den Vierteln einiges beitragen. Es gibt so viel Literatur zum Thema Homosexualität, aber in den Büchereien ist wenig zu sehen. Außerdem könnte sich München im Bereich Tourismus mehr öffnen. München als attraktive Touristenmetropole für Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle, das wäre toll. Beim Blick in die Zukunft ist gerade auch das Thema Pflege ein wichtiges Thema. Denn in 10 bis 20 Jahren wird es viele homosexuelle Pflegebedürftige geben, und da hat sich die Stadt noch gar nicht überlegt, wie sie damit umgehen soll. Vor allem das Pflegepersonal muss dringend darauf vorbereitet und geschult werden.
privat 7 „Personal in der Pflege schulen“: Manfred Krönauer (39), FDP, Listenplatz 19: Mir geht es um Gleichberechtigung von Homosexuellen. Gerade homosexuelle Politiker sollen nicht nur Präsenz zeigen, sondern müssen dieses Thema offen ansprechen. Um dieses Thema noch weiter zu öffnen, könnten auch die Stadtbüchereien in den Vierteln einiges beitragen. Es gibt so viel Literatur zum Thema Homosexualität, aber in den Büchereien ist wenig zu sehen. Außerdem könnte sich München im Bereich Tourismus mehr öffnen. München als attraktive Touristenmetropole für Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle, das wäre toll. Beim Blick in die Zukunft ist gerade auch das Thema Pflege ein wichtiges Thema. Denn in 10 bis 20 Jahren wird es viele homosexuelle Pflegebedürftige geben, und da hat sich die Stadt noch gar nicht überlegt, wie sie damit umgehen soll. Vor allem das Pflegepersonal muss dringend darauf vorbereitet und geschult werden.
„Mehr Bürgerbeteiligung“: Michaela Städele (44), Die Linke, Listenplatz 31: Ich wünsche mir mehr Bürgerbeteiligung. Ein Beispiel ist der Autobahnanschluss, der in Feldmoching/Hasenbergl zur Diskussion steht. Den wollen die Bürger nicht. Dahingegen könnte die Stadt den öffentlichen Nahverkehr ausbauen. Dann wären die Industriegebiete am Stadtrand auch besser angebunden und jeder kann mit den Öffentlichen zur Arbeit fahren. Außerdem könnten im Rahmen dieses Projekts die Umlandgemeinden besser ans Stadtnetz angebunden werden. Vor zehn Jahren wollte die Stadt eine Stadtumlandbahn bauen. Das könnte eine Lösung sein. Der zweite Punkt sind urbane Gärten. Gärten vereinen Generationen. Im Petuel-Park ist so etwas jetzt schon möglich: Man kann sich eine kleine Parzelle anmieten und dort garteln. Das schafft Gemeinschaft. Mehr davon würde München gut tun.
Gregor Feindt 7 „Mehr Bürgerbeteiligung“: Michaela Städele (44), Die Linke, Listenplatz 31: Ich wünsche mir mehr Bürgerbeteiligung. Ein Beispiel ist der Autobahnanschluss, der in Feldmoching/Hasenbergl zur Diskussion steht. Den wollen die Bürger nicht. Dahingegen könnte die Stadt den öffentlichen Nahverkehr ausbauen. Dann wären die Industriegebiete am Stadtrand auch besser angebunden und jeder kann mit den Öffentlichen zur Arbeit fahren. Außerdem könnten im Rahmen dieses Projekts die Umlandgemeinden besser ans Stadtnetz angebunden werden. Vor zehn Jahren wollte die Stadt eine Stadtumlandbahn bauen. Das könnte eine Lösung sein. Der zweite Punkt sind urbane Gärten. Gärten vereinen Generationen. Im Petuel-Park ist so etwas jetzt schon möglich: Man kann sich eine kleine Parzelle anmieten und dort garteln. Das schafft Gemeinschaft. Mehr davon würde München gut tun.
"Keine dritte Startbahn": Marcel Herkert (30), Freie Wähler, Listenplatz 43: Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die dritte Startbahn nicht gebaut wird. Die Bürger wollen das nicht. Auch die Zahlen belegen, dass es keine dritte Startbahn braucht, denn die Flugbewegungen gehen zurück. 
Auch der Wohnwahnsinn beschäftigt mich ziemlich. Gerade in meinem Heimatviertel Sendling gibt es Baugrundstücke, die nicht genutzt werden: Am Herzog-Ernst-Platz, an der Ganghoferstraße und an der Hans-Fischer-Straße. Das sind drei exponierte Stellen, die die Stadt für Wohnraum ausweisen könnte. Sie weigert sich aber schon seit zehn Jahren.
Mir würde es dabei vor allem darauf ankommen, dass es einen Mix aus genossenschaftlich gefördertem Wohnraum und Privatwohnungen gäbe. Damit könnte man eine Ghettoisierung verhindern und es würde zu einem gelungenen Miteinander kommen. An vielen anderen Stellen ist das ja schon gelungen.
Gregor Feindt 7 "Keine dritte Startbahn": Marcel Herkert (30), Freie Wähler, Listenplatz 43: Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die dritte Startbahn nicht gebaut wird. Die Bürger wollen das nicht. Auch die Zahlen belegen, dass es keine dritte Startbahn braucht, denn die Flugbewegungen gehen zurück. Auch der Wohnwahnsinn beschäftigt mich ziemlich. Gerade in meinem Heimatviertel Sendling gibt es Baugrundstücke, die nicht genutzt werden: Am Herzog-Ernst-Platz, an der Ganghoferstraße und an der Hans-Fischer-Straße. Das sind drei exponierte Stellen, die die Stadt für Wohnraum ausweisen könnte. Sie weigert sich aber schon seit zehn Jahren. Mir würde es dabei vor allem darauf ankommen, dass es einen Mix aus genossenschaftlich gefördertem Wohnraum und Privatwohnungen gäbe. Damit könnte man eine Ghettoisierung verhindern und es würde zu einem gelungenen Miteinander kommen. An vielen anderen Stellen ist das ja schon gelungen.

Unter den Kandidaten für den Münchner Stadtrat sind natürlich auch viele Homosexuelle. Sie setzen sich für Gleichberechtigung ein – aber nicht nur, wie unsere sieben Porträts zeigen.

München - Schwul, lesbisch oder bisexuell – in München ist das meistens zum Glück keine große Sache mehr. Seit vielen Jahren gibt es eine lebendige homosexuelle Szene. Vor allem der scheidende Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat die Gleichberechtigung von Homosexuellen immer unterstützt – auch als Gast bei der jährlichen Parade durch die City, dem Christopher-Street-Day.

Erst vor kurzem reagierte die Stadt blitzschnell, als die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) schwulenfeindliche Plakate an der Münchner Freiheit aufgehängt hatte. Als das Kreisverwaltungsreferat von der Aktion erfuhr, handelt es sofort. Denn: Die BIA hatte keine Berechtigung, die Plakate aufzuhängen – und musste sie nach wenigen Stunden entfernen.

Homosexuelle gibt es in allen Lebensbereichen und Branchen – keine Frage, dass sie im Stadtrat vertreten sind. Bei den Grünen zum Beispiel Lydia Dietrich. Für die SPD kandidiert Christian Vorländer auf Listenplatz 23. Und auch der Spitzenkandidat der FDP, Michael Mattar, ist schwul. Die AZ stellt auf dieser Seite sieben andere Stadtratskandidaten vor, die lesbisch, schwul oder bisexuell sind.

 

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