Schwitzkasten bei Polizeikontrolle

Polizist gegen Bürger: Eine Verhandlung vor dem Amtsgericht sorgt für Zuschauer-Tumulte.
Amina Linke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Rote Druckstellen, erhebliche Schmerzen: An dem Hals von Willi Kling (67) sieht man die Male, die ihm ein Polizist zugefügt haben soll.
Rote Druckstellen, erhebliche Schmerzen: An dem Hals von Willi Kling (67) sieht man die Male, die ihm ein Polizist zugefügt haben soll.

MÜNCHEN - Die Zuschauer im Saal A22 des Amtsgerichts sind empört, schnauben verächtlich. Der Polizist, der auf der Zeugenbank sitzt, schüttelt den Kopf und sagt, er könne sich nicht so recht an die Einzelheiten des Vorfalls erinnern; er widerspricht sich. Eine „bodenlose Unverschämtheit”, so zischt es aus den Zuschauerreihen. Der Richter mahnt laut zur Ruhe.

Der Angeklagte Willi Kling (67) bleibt ruhig. Er geriet letzten August in eine Handgreiflichkeit mit dem Polizisten auf der Zeugenbank, weil ein Fahrzeug den Radweg, auf dem er fuhr, versperrte. Gestern kam es zur Verhandlung – Kling erinnert sich offenbar noch gut, schildert den Vorfall präzise.

Er fuhr auf der Richard-Strauss-Straße mit seinem Elektro-Rad, Richtung Effnerplatz, als ihm ein Kastenwagen an einer Baustelle den Weg versperrte. Der Rentner rief in die Baustelle hinein, der Wagen behindere ihn.

Da sei ein Polizist aus der Baustellen-Einfahrt gestürmt, der schrie: Halt, Polizei. Kling blieb stehen, wollte das Fahrrad abstellen, der Ständer hielt nicht. Er rollte es ein Stück weiter – Widerstand gegen die Staatsgewalt, soll der 34-jährige Beamte daraufhin gerufen haben. Er wollte Klings Ausweis sehen, Kling zückte sein Portemonnaie, wollte aber auch den Dienstausweis des Polizisten sehen. Der habe Kling den Geldbeutel aus der Hand gerissen und den Personalausweis an sich genommen, so Kling.

Als der Polizist dem Rentner den Geldbeutel zurück gibt, steckt dieser ihn ein. Er sei ein Stück zurück gegangen, worauf der Polizist Fluchtgefahr erkannt haben soll: Er nahm Kling in den Schwitzkasten. Kling hat einen Wirbelsäulenschaden, er wurde kurz ohnmächtig.

Er habe sich durch Kling bedroht gefühlt, rechtfertigt sich der Polizist vor Gericht. Der Angeklagte habe eine Handbewegung gemacht, als wenn er zum Schlag ausholen würde.
Aussage gegen Aussage, lückenhafte Erinnerungen – der Fall wird eingestellt. Den Zuschauern gefiel das übrigens gar nicht.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.