Schwimmkurse: Stadt gibt den Bademeister

In der Grundschule ist oft keine Zeit fürs Schwimmenlernen. Für bedürftige Kinder spendiert die Stadt deshalb nun Kurse.
Florian Zick |
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Immer weniger Kinder lernen in der Schule schwimmen. Die Zahl der Badeunfälle mit Nichtschwimmern dagegen steigt drastisch.
dpa Immer weniger Kinder lernen in der Schule schwimmen. Die Zahl der Badeunfälle mit Nichtschwimmern dagegen steigt drastisch.

München – Als der kleine Dennis eingeschult wurde, konnten die meisten seiner Mitschüler schon schwimmen. Dennis schämte sich deshalb, erfand immer neue Ausreden: einen Schnupfen, eine Allergie. Er tat alles, um nicht am Schwimmunterricht teilnehmen zu müssen. Und als er doch irgendwann aufflog, war es schon zu spät: Sein Lehrer hatte da keine Zeit mehr, sich gesondert um ihn zu kümmern.

Dennis ist nur ein erfundenes Beispiel. Aber Kinder wie ihn gibt es in München zu Hauf. Dem Robert-Koch-Institut zufolge machen bis zum Ende der Grundschulzeit bundesweit nur noch 50 Prozent der Kinder den sogenannten Freischwimmer. Ende der achtziger Jahren waren es noch über 90 Prozent. Die Zahl der Badeunfälle ist über die Jahre deshalb eklatant gestiegen: Nach Verkehrsunfällen ist das Ertrinken bei Kindern mittlerweile die zweithäufigste Todesursache.

Vor allem Kinder von Migranten und aus sozial schwachen Familien sind gefährdet. Die einen, weil ihnen religiöse Sitten oft den Zugang zu regulären Sportstätten erschweren, die anderen, weil die Eltern einfach kein Geld für Schwimmkurse oder ähnliche Förderprogramme übrig haben.

Lesen Sie hier: Mit Bademeistern: CSU fordert Isarflussbad

Die Stadt will ihrerseits deshalb nun eine große Schwimmkurs-Offensive starten. 50 zusätzliche Anfängerkurse pro Jahr sollen künftig angeboten werden. Dafür will die Stadt extra acht neue Schwimmlehrer anstellen. Auch die außerhalb der Schulzeiten zumeist geschlossenen Schulschwimmbäder sollen an den Wochenenden und in den Ferien für die Kurse offenstehen.

Um das neue Angebot bekannt zu machen, will die Stadt demnächst eine große Marketingkampagne starten: In Kitas, Grundschulen und Kinderarztpraxen sollen 120 000 Flyer verteilt werden. Zudem soll auch auf Plakatwänden großflächig für das Projekt geworben werden.

Für bedürftige Kinder sollen die Schwimmkurse komplett kostenlos sein. Die Stadt geht davon aus, dass es in München potenziell etwa 30 000 Kinder gibt, auf die dieses Kriterium zutrifft. Dazu kommen etwa 20 000 Flüchtlingskinder.

Als Anschubfinanzierung will die Stadt für dieses Jahr eine halbe Million Euro zur Verfügung stellen. Eine Projektgruppe, in der neben Stadt und Freistaat auch Münchner Schwimmvereine und die DLRG vertreten sind, arbeitet derzeit zudem an weiteren Maßnahmen. Eine der Ideen: verbindliche Schwimmstunden in allen 1. bis 3. Klassen – und freiwillige Kurse in den 5. Klassen.

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