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Schwerer Vorwurf der Polizei: Haben Klimakleber am Stiglmaierplatz Rettungseinsatz verzögert?

Klimaaktivisten haben laut Polizei durch eine Straßenblockade in München die Anfahrt eines Notarztwagens verzögert. Konkrete Angaben dazu konnte sie auf AZ-Nachfrage nicht machen.
von  Hüseyin Ince, Jan Krattiger
© kra

München - Am Montagmorgen hatten sich Mitglieder der Gruppe Letzte Generation auf die Dachauer Straße am Stiglmaierplatz festgeklebt, Fahrstreifen von Nord nach Süd. Laut Münchner Polizei stellte sich im Nachgang heraus, dass kurz nach neun Uhr ein Notarztwagen nicht den kürzesten Weg über die Dachauer Straße nehmen konnte, wegen des Rückstaus, Richtung Norden ab Höhe Sandstraße.
auf die Dachauer Straße am Stiglmaierplatz

Vorwurf: Haben Klimakleber Rettungseinsatz in München behindert?

Der Patient sei in einer Arztklinik am Stiglmaierplatz gewesen, als der Rettungswagen gerufen worden ist. Zehn Minuten habe die Verzögerung betragen, die durch den Umweg des Sanka entstanden sei. Gesundheitliche Folgen seien aber laut des Polizeisprechers nicht bekannt. Der Patient sei wohlauf. Wo der Sanka gestartet ist und wohin der Herz-Patient gebracht wurde, konnte und wollte die Münchner Polizei nicht mitteilen.

Auch die Pressestelle der Feuerwehr konnte nichts zu der Route des Rettungswagens sagen. Der Einsatz werde nicht so exakt dokumentiert, hieß es nach AZ-Anfrage. Die Pressestelle der Letzten Generation konnte ebenfalls nichts zu dem Vorfall sagen, weil er ihnen bislang nicht bekannt gewesen ist.

Man sei wie üblich gewissenhaft vorgegangen: "Wir haben am Stiglmaierplatz wie immer eine Rettungsgasse gelassen", sagte ein Sprecher. Jederzeit hätte demnach ein Rettungswagen am Stiglmaierplatz durchfahren können, da die mittleren der insgesamt sechs Aktivisten nicht festgeklebt gewesen seien. Zwei Stunden dauerte die Blockade insgesamt.

Münchner Polizei ermittelt

Die Verzögerung sei laut Polizei durch den Rückstau entstanden, der sich nordwärts gebildet habe. Naheliegend wäre, dass ein Sanka vom Herzzentrum rund um die Lazarettstraße losgefahren ist, nicht die Dachauer Straße nehmen konnte und dann über Umwege zur Arztpraxis am Stiglmaierplatz gefahren ist. Weder die Beamten noch die Feuerwehr konnten sagen, wie lange die Fahrt insgesamt dauerte und auf dem kürzesten Weg gedauert hätte.

Das zuständige Kommissariat ermittelt. Im Raum steht zunächst der Anfangsverdacht der Nötigung im Straßenverkehr. "Hätte die Blockade eine gesundheitliche Gefährdung des Patienten nach sich gezogen, wäre unter Umständen wegen vorsätzlicher Körperverletzung ermittelt worden", sagte ein Polizeisprecher.  

 

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