Schwerelos schweben – ein Trip im Floating-Tank
Teil 2 der AZ-Serie "Wohlfühlen in München": Schalldicht, abgedunkelt und angenehm temperiert – Beim Floaten ist man gewichtslos und abgeschottet von allen Außenreizen.
Stille. Schon im Vorraum des Floating-Centers scheint sie Programm zu sein. Als ich eintrete und die Glastür hinter mir ins Schloss fällt, ist Ruhe. Floating-Expertin Anita führt mich zum Herzen des Centers – dem Floating-Tank. Schaut aus wie eine Badewanne mit Deckel. Sie ist gefüllt mit 320 Kilogramm Salz (Magnesiumsulfat), gelöst in 550 Litern Wasser. Der Grund? In einer so hohen Salz-Konzentration beginnt der Körper zu schweben. „Man hat Auftrieb wie ein Korken“, heißt es. Entwickelt hat es der Neurologe und Autor Dr. John C. Lilly, Gehirn- und Kommunikationsforscher, bereits 1954. Schon John Lennon soll ein Fan von Floating gewesen sein. Heute wandele ich auf seinen Spuren.
Erster Eindruck: Es duftet nach Limetten und Orangen. „Das ist hundert Prozent biologisches Aromaspray“, erklärt Anita. Wir stehen in einer Art Badezimmer und ich wundere mich über die Luxuriosität der Einrichtung. Flauschige XXL-Handtücher, Designer-Einrichtung, Blumenarrangements – ein Raum zum Wohlfühlen.
Anita weist mich in die Mechanik des Ei-förmigen Tanks ein. Er ist rund 2,30 Meter lang, 1,40 Meter breit und 1,38 Meter hoch. Die Bedienung ist kinderleicht. Es gibt nur zwei Knöpfe: der Eine schaltet das Licht an und aus, der Andere schließt und öffnet den Deckel des Tanks. Dann verlässt Anita den Raum. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich dachte, sie bleibt bei mir und koordiniert meinen Trip in die Schwerelosigkeit.
Floating funktioniert am besten ohne alles
Doch die Vorzüge der Einsamkeit werden schnell klar: Ich kann mich frei im Bad bewegen. Floating funktioniert nämlich am besten „ohne alles“, hat mir Anita gesagt, „ohne Kleidung, ohne Schmuck, ohne Haarband.“
Skeptisch stecke ich einen Zeh in das 26 Zentimeter tiefe Wasser. Hätte ich doch besser ans Tote Meer fahren sollen? Zumindest soll die Flüssigkeit durch ihren hohen Mineral- und Salzgehalt einer pflegenden Ganzkörper-Packung nahe kommen. Mit offenen Wunden sollte man allerdings nicht hinein steigen. Das Salz brennt höllisch – kennt man ja vom Meer. Deshalb auch der kleine Tipp: Vorher nicht die Beine rasieren!
Ich stecke den zweiten Zeh ins Wasser. Es ist angenehm temperiert, fühlt sich aber ein wenig glitschig an. Vorsichtig setze ich mich auf den Kunststoffboden und schließe den Deckel. Totenstille – das ist ungewohnt. Das Floating-Ei ist schalldicht und – wenn man mag – abgedunkelt. Das Erstaunliche: Tagsüber benötigt unser Gehirn mehr als 80 Prozent seiner Kapazität, um Außenreize zu verarbeiten und diese gedanklich zu reflektieren. Beim Floaten ist man von allen Außenreizen abgeschottet. Das ist erst mal ungewohnt, ein wenig Angst einjagend sogar.
"Das Wasser wird Sie tragen. Sie könnten darin sogar schlafen."
Vorsichtig lasse ich mich nach hinten gleiten. „Das Wasser wird Sie vollständig tragen“, hat mir Anita versprochen, „Sie könnten darin sogar schlafen.“ Und – tatsächlich – ich scheine zu schweben. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf meinen Körper. Muskel für Muskel entspannt sich. „Sich fallen lassen“ ist die Devise. Nach ein paar Minuten merke ich, dass ich meinen Kopf nach wie vor oben halte. Aber auch den kann man bedenkenlos ins Wasser sinken lassen. Die Flüssigkeit flutet zwar die Ohren, aber knapp über dem Haaransatz wird der Kopf an der Wasseroberfläche gehalten.
Das Ergebnis: Ich fliege – zwar auf dem Rücken, aber ich fliege. Losgelöst durch das Weltall? Mit Superman über New-York? Oder entführt von Peter Pan? Keine Ahnung, aber es fühlt sich gut an. Dann wird mir schwindelig. Ich habe das Gefühl, ich drehe mich im Wasser, kann die Abstände zu den Tankwänden nicht mehr richtig einschätzen. „Das ist normal“, erklärt mir Anita später, „durch die Schwerelosigkeit verliert man ein wenig die Orientierung.“ Auch die Temperaturen von Wasser und Luft tragen dazu bei. Beide liegen zwischen 35 und 37 Grad und sind auf die Hautoberfläche abgestimmt. Nach einer Weile spüren die Nerven an der Hautoberfläche keinen Temperaturunterschied mehr. Man merkt nicht, wo die Wasseroberfläche anfängt und wo sie aufhört.
Das Innere des Tanks ist größer als man denkt
Ich fühle mich noch nicht ganz sicher und blinzele ab und zu, wo ich mich im Tank befinde. Das Innere ist größer, als man denkt. Manche Menschen haben Angst vorm Floaten, weil sie glauben, der Tank sei nicht größer als ein Solarium. Sie haben Panik, Platzangst zu bekommen. Aber ich kann mich mühelos drehen, räkeln, sitzen und die Arme ausstrecken – fast wie im Bett.
Ich werde ruhiger. Mein Herzschlag wird langsamer und meine Verspannungen im Rücken lockern sich. „Auch die anderen Muskeln und Gelenke werden sich beim Floaten regenerieren“, sagte mir Anita vorab. Mein Körper ist total entspannt. Der Geist dagegen läuft auf Hochtouren. Die Stille regt ihn zum Nachdenken an. Vielleicht hätte ich besser das „Floaten mit chilliger Entspannungs-Musik“ gewählt. Geht nämlich auch. Auf jeden Fall setzt Floating Endorphine frei. Und die sorgen anschließend für gute Laune. Dorina Herbst
Die AZ verlost zehn Schnupperstunden Floating. Rufen Sie uns einfach heute, 20. Januar, zwischen 11 und 11.15 Uhr unter 23 77-1 90 an und gewinnen Sie einen Gutschein. Viel Glück!
Schweben in München:
- Schwabing, Feilitzschstraße 26, Tel. 33 03 96 99
- Altstadt, Tal 43, Tel. 23 54 08 70
- Haidhausen, Lothringer Straße 2, Tel. 62 18 96 78
- Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 22 Uhr
- Zielgruppe: Gestresste, überforderte oder gereizte Menschen. Schwangere (nach Rücksprache mit dem Arzt), Personen mit akuten und chronischen Verspannungen, Bandscheibenvorfällen, Gelenkbeschwerden, Migräne oder Immunschwäche. Für Paare oder für Personen mit Klaustrophobie kann ein offenes, 26 Zentimeter tiefes Floating-Becken (2,65 m lang, 1,65 m breit), gebucht werden.
- Preise: 45 Min. kosten 45 Euro, 60 Min. 60 Euro, 180 Min. 150 Euro, 300 Min. 200 Euro. Das Neukunden-Ticket mit 120 Min. (auch einlösbar in 2 x 60 min) gibt’s für 80 Euro.
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