Schweizer sind vorbestraft - und zeigen keine Reue
MÜNCHEN - Körperverletzung, Raub, Diebstahl und weitere Delikte: Die Jugendlichen aus der Schweiz hatten bereits vor dem brutalen Überfall in München einiges auf dem Kerbholz. Dem am schwersten verletzten Opfer geht es inzwischen etwas besser - doch die Polizei sucht nach weiteren Geschädigten.
Die drei Jugendlichen aus Küsnacht bei Zürich, die in München wegen Mordversuches in Untersuchungshaft sitzen, sind in der Schweiz bereits vorbestraft. Dies teilte die Jugendstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich am Freitag mit. Einer der angeschuldigten Schläger wurde wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs verurteilt, ein zweiter wegen einfacher Körperverletzung (Nasenbruch). Der dritte Jugendliche ist wegen Raubversuch und Angriff (Faustschlag und Tritte) vorbestraft.
Die Jugendlichen wurden zu Sozialdienst zwischen neun Tagen und vier Wochen verurteilt. Für einen der drei wurde im September 2008 eine „deliktorientierte Therapie“ angeordnet, hieß es weiter ohne nähere Einzelheiten.
Der brutale Überfall hatte sich in der Nacht zum vergangenen Mittwoch an der Ecke Sonnenstraße - Sendlinger Tor ereignet. Ein 46-jähriger Geschäftsmann liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Die Ermittler suchen nach drei weiteren, noch unbekannten Opfern. Die Jugendlichen haben nach ihrer Festnahme selbst zugegeben, neben einem Geschäftsmann und einem Studenten drei andere Menschen geschlagen zu haben. Der am schwersten verletzte Geschäftsmann aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen ist inzwischen auf dem Weg der Besserung, sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger am Freitag. Es sei aber unklar, ob der Mann bleibende Schäden davontragen werde. Er hatte mehrere Brüche im Gesicht erlitten.
Drei 16-Jährige sitzen wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Ein 15-Jähriger und ein 17-Jähriger wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Ob und inwieweit auch sie zur Verantwortung gezogen werden, sollen die Ermittlungen erbringen. In ersten Vernehmungen hätten die Täter keine Reue gezeigt, teilte die Polizei in München mit.
Die Ermittler bezeichneten die Tat als „noch alarmierender“ als den Fall der Münchner U-Bahn-Schläger vor eineinhalb Jahren. Damals hatten zwei junge Männer einen Rentner wegen dessen Hinweis auf das Rauchverbot in der U-Bahn lebensgefährlich verletzt. Sie hätten zumindest noch einen Auslöser für den Gewaltausbruch gehabt, sagte ein Polizeisprecher. Dieses Mal hingegen sei das einzige Motiv die „Lust am Klatschen“ gewesen.