Schweizer Schläger vom Sendlinger Tor: Jetzt spricht der Vater!
ZÜRICH - Der Vater eines der drei Schweizer Schläger entschuldigt sich bei Opfer Wolfgang O. In einem Radio Interview schluchzt der völlig verwezifelte Vater des mutmaßlichen Täters Mike B.: "Es tut mir so leid, es ist zum verzweiflen."
Die Gewalttat der Zürcher Schüler ist auch deren Eltern unerklärlich. Das Ganze sei ein Alptraum, sagte der Vater des Angeschuldigten Mike B. Dass sein Sohn einen Menschen krankenhausreif geprügelt habe, könne er fast nicht glauben.
Er habe keine Erklärung für das, was in der Nacht auf Mittwoch geschehen sei, sagte er gegenüber dem Privatsender "Radio1". "Man hat das Gefühl, man macht alles richtig. Und dann kommt so ein Hammer."
Das Opfer tue ihm unsagbar leid, sagte er weiter. "Ich möchte mich in aller Form entschuldigen und irgendwie helfen, falls das möglich ist." Er habe mit seinem Sohn nicht mehr gesprochen, seit dieser in U-Haft sei. Die Mutter habe ein kurzes Gespräch mit ihm führen dürfen, in dem er gesagt habe, dass es ihm sehr leid tue. "Er hat sich entschuldigt."
Dass sein Sohn gewalttätig sein könnte, hätte er nie gedacht. Zweimal sei er in eine Schlägerei verwickelt gewesen, einmal habe er auch ein blaues Auge davongetragen. Im ersten Fall habe der Sohn erzählt, er sei zusammengeschlagen worden, beim zweiten Vorfall habe er einen Streit schlichten wollen. "Im Nachhinein betrachtet stimmte das wohl nicht."
Dass sein Sohn viel Alkohol trinke, sei ihm nicht bekannt. Nur hin und wieder "wie andere auch". Auch von Vorstrafen wisse er nichts, sagte der Vater weiter. Sein Sohn habe mit 12 Jahren einmal Kaugummi gestohlen, aber das sei wohl kaum gemeint.
Der 16-jährige Mike B., der seit Mittwoch mit seinen Schulkameraden Ivan Z. und Benji D. in München in Untersuchungshaft sitzt, wohnt mit seinen Eltern und zwei Schwestern zusammen. Der Vater führt einen Handwerksbetrieb.
Hören Sie das Interview mit Mike B.s Vater
Das komplette Interview zum Anhören
Das sagt der Vater von Schläger Mike B. - Das Interview im Wortlaut
Wie haben Sie als Vater von Mike erfahren, dass Ihr Sohn in München in Haft ist?
Ich habe vom Schullieter einen Anruf bekommen, er hat uns mitgeteilt, dass die Kinder festgnommen wurden und in Untersuchungshaft sind. Der Mann beginnt zu schluchzen
Zu diesem Zeitpunkt wussten Sie noch nicht genau, was sich abgespielt hat?
Wir dachten an eine Schlägerei, an eine Gewalttat dachten wir nicht.
Was ist ihr Sohn für ein Typ? Sind Sie als Vater überrascht, was man ihm nun vorwirft? <
Es ist ein Albtraum. Da denkt man als Vater man macht alles richtig und dann kommt so ein Hammer. Das ist unglaublich.
Ist er irgendwann schon mal aufgefallen - dass er Gewalt ausgeübt hätte?
Der Mann schluchzt wieder Jetzt im Nachhinein: Er ist einmal zusammengeschlagen worden, hat ein blaues Auge heim gebracht. Da hat er gesagt, dass ihn ein paar Leute überfallen haben. Ob das stimmt im Nachinein – wer weiß… Und dann gab es mal eine Pöbelei im Zug, aber da kenne ich die Details nicht.
[…]
Es ist klar: Alle fragen sich nach dem Warum. Warum ist es passiert? Wie erklären Sie sich, dass so etwas passieren konnte?
Der Mann schluchzt Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht… Wir haben ja noch keinen Kontakt gehabt. Wir haben ja nur die nackten Informationen. Meine Frau hat Kontakt mit dem Anwalt, drüben. Er [Mike] hat nur einmal anrufen dürfen, da hat er gesagt: „Mami, ich bin’s! Ich muss auf Hochdeutsch reden, damit die Beamten mitverfolgen können, was ich sage.
Zurück zu dem Warum-Motiv. Man liest jetzt von Alkohol, man liest von Haschisch. Was sagen Sie dazu?
Ich weiß nicht. Man kann ja fast nicht mehr sagen: Jugendlicher Schwachsinn. Mit 16 sollte man das hinter sich gelassen haben. Ich weiß auch nicht ob Alkohol... wieviel...wer was gemacht, ich weiß garnichts, es gibt so viele Fragen, die nicht beantwortet sind.
[…]
Können Sie am heutigen Tag etwas dazu sagen, was sie über das Opfer denken, das jetzt in München im Krankenhaus liegt ?
Es ist unglaublich, der tut mir so leid. Es ist zum verzweiflen. Ich möchte mich in aller Form entschuldigen und irgendwie helfen, falls das möglich ist.
Hätten Sie soetwas ihrem Sohn zugetreit?
Nein, nie im Leben, warum auch? Warum? Wir haben so viele Fragen.
[…]
Wollen Sie am Ende des Gesprächs noch etwas sagen? Als Vater von Mike, was ist ihre Botschaft ?
Ich will auf das Opfer zurückkommen, dass mir unglaublich leid tut und will allen Jugendlichen, die Gewalt ausüben sagen: Hört auf damit. Ihr macht euch das Leben kaputt mit so einem Scheißdreck.
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