Schweizer Schläger: Die braven Knastbubis

Prozess gegen die Schweizer Schläger: Im Knast verhalten sich die Prügel-Kids tadellos, berichten Zeugen vor Gericht. Mike B. arbeitet viel, nascht gerne Süßes und rührt keine einzige Zigarette an.
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Der Prozess gegen die drei Schweizer Schläger geht zu Ende
az Der Prozess gegen die drei Schweizer Schläger geht zu Ende

MÜNCHEN - Prozess gegen die Schweizer Schläger: Im Knast verhalten sich die Prügel-Kids tadellos, berichten Zeugen vor Gericht. Mike B. arbeitet viel, nascht gerne Süßes und rührt keine einzige Zigarette an.

Seit 403 Tagen schmoren sie im Knast. Die Schweizer Schläger Mike B. und Ivan Z. in der Jugendabteilung der JVA Stadelheim, ihr Kumpane Benji D. in Neuburg an der Donau. Die drei 17-Jährigen müssen sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.

Ende Juni 2009 hatten die Schweizer während einer Klassenfahrt am Sendlinger Tor fünf Menschen verprügelt. Zwei ihrer Opfer hatten sie halb tot getreten.

Am Freitag wurden die Lebensumstände des Trios vor Gericht beleuchtet. Ihr Verhalten in der U-Haft sei bislang tadellos, wussten Zeugen zu berichten. Keine Gewalt, keine Aggression. Hat der Knast die Schläger zu lieben Jungs gemacht? Die AZ sprach mit Sozialpädagogin Anja Moser, die den mutmaßlichen Haupttäter Mike B. betreut.

„Er ist ein sympathischer Junge“, sagt die 41-Jährige, die sich seit zehn Jahren in Stadelheim um junge Häftlinge kümmert. Mike habe sich gut integriert. Er spiele Fußball und habe großes Interesse an sportlicher Betätigung. Auch fleißig soll Mike B. sein. Täglich meldet er sich zur Arbeitstherapie. Acht Stunden bastelt er dann aus Holzstückchen kleine Vogelnester und töpfert Blumenvasen. „Die Jugendlichen sollen sich mit einfachen Dingen beschäftigen und sich so Erfolgserlebnisse erarbeiten,“ sagt JVA-Anstaltsleiter Michael Stumpf.

Trotz Sport und Basteln können die Tage in der Zelle lang werden. Internet ist verboten. Alkohol natürlich tabu. Männermagazine mit pornographischem Inhalt ebenso. Immerhin ist fernsehen erlaubt, wenn auch begrenzt. Zur Bettruhe wird das TV-Gerät von den Wachmännern pünktlich ausgeschaltet.

Zu den wenigen Freude im grauen Knastalltag gehört für Mike B. und die anderen rund 50 jugendlichen U-Häftlinge der Genuss von Süßigkeiten. Die können im Knast-Supermarkt für wenig Geld gekauft werden. Und auch die Eltern von Mike B. besuchen ihren Sohn mehrmals im Monat.

„Das Gefängnis verändert Menschen“, sagt Sozialarbeiterin Anja Moser, „die Jungs tun nach außen oft cool, aber hier werden sie dann ganz weich“. In einem Punkt unterscheidet sich Mike B. jedenfalls von allen anderen Mithäftlingen, weiß Moser: „Er ist Nichtraucher. Wohl der einzige, den wir hier haben.“ Der Prozess gegen ihn, Benji D. und Ivan Z. wird am 23. August fortgesetzt, das Urteil am 14. Oktober erwartet.

Reinhard Keck

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