Schweizer Jugendliche schlagen 46-Jährigen halb tot

MÜNCHEN - Der Gewaltexzess kam unvermittelt und völlig überraschend: Eine Gruppe junger Schweizer hat in der Nacht zum Mittwoch am Sendlinger-Tor-Platz einen 46-Jährigen lebensgefährlich verletzt. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes.
Der Fall erinnert an die brutalen U-Bahnschläger Serkan und Spyridon. Wieder sind die Täter sehr jung, wieder traten sie auf den Kopf ihres Opfers ein, als wäre er ein Fußball: In der Nacht zum Mittwoch schlug und trat eine Gruppe Jugendlicher an der Sonnenstraße Ecke Sendlinger Tor-Platz einen Versicherungskaufmann (46) halbtot – ein Zufallsopfer.
Die Täter kommen aus der Schweiz, einige haben Migrationshintergrund. Alle besuchten nach neun Jahren Volksschule und erfolgloser Lehrstellensuche eine Berufswahlschule. Die Schule ist in Küsnacht am Zürichsee, genannt die Goldküste, eine der reichsten Schweizer Gemeinden, in der auch Tina Turner wohnt.
Die Burschen waren auf Klassenabschlussfahrt. „Sie wollten ,Spaß’, suchten einen Kick. Sie hatten vor, ,Leute wegzuklatschen’“, so Staatsanwalt Laurent Lafleur am Donnerstag. Innerhalb von zehn Minuten griffen die Jugendlichen zu dritt oder zu fünft noch mindestens vier weitere Männer an. Staatsanwalt Lafleur spricht von „einem Amoklauf ohne Waffen“.
Die Burschen wohnten mit ihren Mitschülern im Jugendgästehaus des Christlichen Vereins Junger Menschen in der Landwehrstraße (CVJM). Sie hatten sich am Bahnhof Alkohol gekauft und Marihuana besorgt. Bereits auf der Sonnenstraße griffen die drei mutmaßlichen Haupttäter Mike B., Ivan Z. und Alex D. (alle 16) sowie ein 17-Jähriger grundlos drei etwa 60-jährige Männer an. Die Opfer konnten noch nicht ermittelt werden.
Gegen 23.45 Uhr trafen die Schüler vor „Foto Sauter“ auf den Versicherungskaufmann Peter F. (Name geändert) aus Ratingen. Der 46-Jährige kam von einem Geschäftsessen. Plötzlich, ohne ein Wort mit ihm gewechselt zu haben, fielen die Jugendlichen über ihn her: Sie schlugen den Mann zu Boden, traten ihm ins Gesicht. Der Staatsanwalt: „Die Gewalteinwirkung war extrem.“ Der Kaufmann erlitt Brüche im Mittelgesicht, an den Kiefernhöhlen, am Jochbogen und einer Augenhöhle. Er erlitt eine Teilamnesie und ein Schleudertrauma.
Passanten alarmierten die Polizei, die Jugendlichen flüchteten in ihre Herberge. Auf dem Weg dorthin schlugen sie noch einen Studenten zusammen. Die Polizei fasste die drei mutmaßlichen Haupttäter sowie einen 15- und einen 17-Jährigen, deren Beteiligung noch geklärt werden muss. Gegen alle fünf stellte die Staatsanwaltschaft Antrag auf Haftbefehl.
N. Job