Schweizer Hooligans sind da: Polizei ist im Großeinsatz
MÜNCHEN - Champions League: Die AZ begleitet die Polizei zum Großeinsatz. Bis zum Spielende gibt es 32 Festnahmen – und viele flotte Sprüche.
So ein Empfang kann Fußballfans auf Reisen schon mal die Laune verderben. Die Anhänger des FC Basel, der gestern Abend in der Champions League beim FC Bayern gastiert hat, nehmen nach der Einfahrt im Hauptbahnhof zunächst mal dies wahr: Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken, Absperrgitter, Hundegebell.
Über 5000 Fans sind nach München gekommen. Manche stehen im Ruf, gefährlich zu sein. Doch die Polizei lässt Krawallbrüdern keine Chance. „Die können bei uns nicht mal alleine zum Pinkeln gehen“, sagt ein baumlanger Beamter im Overall und grinst. 160 Bundespolizisten haben den Bahnsteig 12 abgeriegelt.
Um 8.40 kommt der Zug aus Basel an. 600 Schweizer steigen aus. Manuel (28) und seine Kumpels sind verärgert: „Eine Million Polizisten“, gibt einer per Handy durch, „wenigstens ist das Wetter schön.“ Die Ultras schalten auf stur, wollen nicht durch die Kontrolle. „Dann schicken wir euch zurück“, droht Jürgen Vanselow, Chef der Bundespolizei.
Jeder Fan muss die Taschen ausleeren, wird von Kopf bis Fuß abgetastet. Einer lässt heimlich eine Dose Pfefferspray fallen. Die Mädchen müssen die Prozedur auch über sich ergehen lassen. Für sie wurde extra ein Zelt aufgestellt. Polizistinnen tasten sie ab. Sie suchen Feuerwerkskörper, die in BH oder der Unterwäsche versteckt sind.
Basler Fans sind berüchtigt für ihren Feuerzauber im Stadion. Doch die Polizei findet nichts. Bis zum Nachmittag treffen zwei weitere Sonderzüge ein. Auffallend ist – viele der bekannten Krawallbrüder aus Basel fehlen. Die 52 Fans mit Stadionverbot auch. Niemand bei der Polizei weiß, wo der harte Kern der Ultras steckt. Dabei wird auch auf der Autobahn kontrolliert.
Der erste Schwung Basel-Fans fährt mit der S-Bahn zum Marienplatz. Das USK ist ihnen auf den Fersen. Einer witzelt: Diese Manndeckung funktioniert besser als die der Bayern-Stars im Stadion. Die Ultras tragen schwarze Kleidung, sind eingepackt wie im tiefsten Winter, dabei weht über den Christkindlmarkt ein mildes Frühlingslüfterl. Trotzdem tragen sie Schal, Mütze, Handschuhe. Ihre Gesichter sind hinter dunklen Sonnenbrillen kaum zu erkennen. Genau auf sie hat es die Polizei abgesehen: Solche Typen, heißt es, seien oft auf Krawall aus.
Beim Hinspiel im September haben Basler sich eine Massenschlägerei mit Bayern-Fans geliefert. So etwas soll sich nun nicht wiederholen.
Mit sorgenvollem Blick verfolgt eine Münchnerin das Schauspiel. „Keine Angst, die wollen nur spielen“, scherzt ein Polizist. In Gruppen versuchen Basel-Fans, sich abzusetzen in Richtung Platzl. Im Hofbräuhaus blitzen sie ab: Der Türsteher lässt sie nicht rein. Im Hard-Rock- Café genauso. Ein Beamter des USK erweist sich als Fremdenführer: „Probiert es im Weißen Bräuhaus oder ums Eck im Augustiner.“
Dort hat der Wirt ein Einsehen. Etliche Schweizer sitzen bereits friedlich bei Bier und Brotzeit. „Solange die nix anstellen“, sagt der Wirt, „können sie bleiben.“ Um 17 Uhr soll eine U-Bahn die Basler raus zum Stadion bringen. Die Zeit bis zur Abfahrt verbringen die Fans mit Sightseeing. Sie haben ihr eigenes Bier dabei, manche auch härtere Sachen. Einer hat sogar ein Käsefondue samt Kocher im Rucksack.
Manuel und seine Kumpels machen es sich derweil auf dem Christkindlmarkt am Marienplatz gemütlich. „Der Glühwein ist gut, aber die Polizei nervt“, sagt er. Seit Mitternacht sind sie auf den Beinen. Manuel hat am Donnerstag Geburtstag. Er wird 29 und wünscht sich – klar – einen Sieg seiner Mannschaft. In kleinen Gruppen ziehen die Fußballfans durch die Stadt. Ihre Gegner haben sich noch nicht blicken lassen. Die Bayern-Fans wissen: Wer hier auffällt wird einkassiert.
Vier Schweizer werden festgenommen: Einen erwischt es in Basel wegen Drogenbesitz, einen weiteren, weil er eine Bierflasche nach einem Beamten warf. In München werden zwei weitere eingesperrt, einer wegen Widerstand und Beleidigung, ein anderer wegen Drogenbesitz. Bis zum Spielende sind es 32 Festnahmen. Insgesamt bleibt es ruhig. Die Polizei hält die Lager auf Distanz. Im Stadion sind die Basler in Block 340 bis 347 untergebracht. Zurück zum Hauptbahnhof geht’s mit Polizeibegleitung.
Ralph Hub