Schweinegrippe: „Hoffentlich hat sie nichts“

Gestern landete der erste Jet aus Mexiko in München: Angehörige haben Angst vor dem Virus aus Südamerika. Doch es gab Entwarnung: Es war kein Passagier mit Verdacht auf Schweinegrippe an Bord.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Gestern landete der erste Jet aus Mexiko in München: Angehörige haben Angst vor dem Virus aus Südamerika. Doch es gab Entwarnung: Es war kein Passagier mit Verdacht auf Schweinegrippe an Bord.

Kurz vor zwölf Uhr. In ein paar Minuten landet der Flieger aus dem mexikanischen Urlaubsort Cancún in Erding. Bringt er die Schweinegrippe nach München? „Ohne Mundschutz bleib’ ich nicht hier“, ruft eine Angestellte des Flughafens ihrem Kollegen zu und rennt zum nächsten Gate. Doch da hatte es längst Entwarnung gegeben: kein Passagier mit Verdacht auf Schweinegrippe an Bord des Airbus 330, meldete Wolfgang Hierl vom Flugmedizinischen Dienst aus Erding bereits eine Stunde vor Ankunft des Fliegers.

Die Maschine aus Cancún ist der erste Direktflug nach München, seit die Schweinegrippe Deutschland erreicht hat. Nach der Landung um zwölf Uhr werden die knapp 300 Passagiere der Maschine – zum größten Teil braun gebrannte Urlauber in luftigen Kleidern und kurzen Hosen – eine Viertelstunde lang ärztlich untersucht. Auch hier: Entwarnung.

Bei keinem Fluggast stellen die Ärzte Symptome wie Fieber, Atemnot oder Husten fest, die auf eine Erkrankung hindeuten. Zwar litt eine Frau an Bord unter leichtem Fieber und Magenbeschwerden. Sie musste kurz in der Luft behandelt werden – „mit der Schweinegrippe hat das aber gar nichts zu tun“, sagt Hans Hammel, einer der Ärzte. Er ist erleichtert. „Trotzdem muss man die Dinge im Auge behalten“, sagt er. Zwei weitere Fluggäste hätten ein Kratzen im Hals bemerkt und nach der Ankunft deshalb um eine Untersuchung gebeten.

Jeder Fluggast musste eine Ausstiegskarte unterschreiben

Wolfgang Hierl beschreibt, was bei einem Verdachtsfall passiert wäre: „Die Maschine wäre nach der Landung in eine isolierte Abstellposition gebracht worden, der betroffene Passagier auf die Isolierstation des Schwabinger Krankenhauses gekommen.“ Behördlich angeordnet, im Notfall auch gegen seinen Willen.

„Ich habe schon ein bisschen Angst. Hoffentlich hat sie nichts“, sagt Willy Schönherr. Er wartet am Airport auf seine Tochter, die in Cancún an der Halbinsel Yucatán Urlaub machte. Einen Tag vor dem Abflug hat er mit ihr telefoniert. „Die Informationen da drüben sind nicht so gut wie bei uns“, sagt er und runzelt die Stirn. Nach der Landung will er mit ihr bei der Apotheke vorbeifahren – „Tabletten gegen Grippe holen, für den Notfall“.

Jeder Fluggast musste eine Ausstiegskarte mit persönlichen Daten und einer Kontaktadresse unterschrieben. Die Mexiko-Reisenden sollen erreichbar sein, falls sich doch noch ein Fall von Schweinegrippe bestätigt. Außerdem bekamen die Passagiere einen Zettel mit Hinweisen zur Schweinegrippe.

"Die Leute in Cancún sind ganz relaxt"

„Die meisten Urlauber waren entspannt, an Bord haben wir uns aber schon Gedanken gemacht“, beschreibt Geschäftsmann Bernd Burchards die Atmosphäre im Flieger. Viele sind erstaunt über den Andrang der Medien: An ihren Urlaubsorten hatten die meisten von der weltweiten Aufregung gar nichts mitbekommen. Burchards war zwei Tage lang für einen Termin in Cancún. Einige seiner Kollegen halten sich im Moment in Mexiko-City auf. Seit Tagen legt die Angst vor der Schweinegrippe das öffentliche Leben in Mexikos Hauptstadt lahm. „Sie machen sich Sorgen. Die Leute in Cancún sind dagegen ganz relaxt.“

Das bestätigt Sibylle Bauer, die in Cancún Urlaub machte: „Ich habe nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern gesehen, die in Mexiko mit Mundschutz in den Flieger gestiegen ist. Lustig ist das nicht, man weiß ja nicht, ob nicht doch einer an Bord die Schweinegrippe hatte.“

Christoph Landsgesell

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