Schweinegrippe an 60 Schulen in München

Das Virus H1N1 breitet sich weiter aus, über tausend Münchner sind erkrankt. Jetzt wird der Impfstoff ausgeliefert, doch viele Patienten lehnen die Impfung ab. Auch Ärzte sind verunsichert.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Das Virus H1N1 breitet sich weiter aus, über tausend Münchner sind erkrankt. Jetzt wird der Impfstoff ausgeliefert, doch viele Patienten lehnen die Impfung ab. Auch Ärzte sind verunsichert.

1105 Fälle von H1N1 hat die Stadt registriert, mittlerweile sind an 60 Schulen in München Kinder und Jugendliche erkrankt. Jetzt ist der Impfstoff gegen die Schweinegrippe in Bayern, ab Montag, 26. Oktober, soll geimpft werden. Doch die Patienten stehen der Impfung skeptisch gegenüber, auch die Ärzte sind verunsichert.

„Relativ wenige Leute fragen nach der Impfung“, heißt es in der Praxis von Impfexperte Nikolaus Frühwein, wo derzeit fünf Patienten mit akuter Schweinegrippe behandelt werden. „Wir sind komplett verunsichert“, sagt der Münchner Allgemeinmediziner Andreas Adler im Namen seiner Kollegen. „Der Impfstoff hat so viele Nebenwirkungen.“ Er weiß wie viele Ärzte nicht, wie er sich zum Beispiel im Fall von Schwangeren verhalten soll. „Einerseits gehören sie zu einer Risikogruppe, die Schweinegrippe nicht bekommen sollten. Andererseits sind die Nebenwirkungen der Impfung auf die Schwangerschaft nicht abzusehen.“

Überhaupt sei die Behandlung von H1N1 in der Praxis „ein Fiasko“. Adler: „Kassenpatienten darf ich Tamiflu nicht verordnen, außer die Schweinegrippe ist nachgewiesen. Doch bis der Nachweis vorliegt, ist es für die Verordnung des Grippemittels eigentlich schon zu spät.“

"Kopfläuse werden wichtiger genommen"

Erst spät erfuhr Tanja W. (36) von anderen Eltern, dass in der Schule ihrer Tochter Sophie (Namen geändert) die Schweinegrippe grassiert. „Sechs bis sieben Fälle sind es in der Grundschule an der Simmernstraße“, hat die besorgte Mutter herausgefunden.

Insgesamt an 60 Schulen im Stadtgebiet sind Kinder und Jugendliche mit dem speziellen Grippevirus infiziert. „Geschlossen ist deswegen aber keine einzige Schule“, so Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat. „Die Schließung ist immer das allerletzte Mittel und muss im Einzelfall entschieden werden.“

Wenigstens offiziell informiert worden über die H1N1-Fälle an der Schule ihres Kindes wäre Tanja W. gern „Wegen jeder Kopflaus wird ein riesiges Theater gemacht, bei der Schweinegrippe nicht.“

Barbara Brießmann

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