Schwarzbauten am Viktualienmarkt sollen weg
Die Zelt-Anbauten auf dem Viktualienmarkt sollen weg. Dabei wurden die Schwarzbauten stets geduldet, obwohl sich OB Ude hin und wieder öffentlich über den Viktualienmarkt mokiert hat. Nun kam es zum Ortstermin mit Richterin und Kammer.
MÜNCHEN Ramadama auf dem Münchner Viktualienmarkt: Die vielen Schwarzbauten in Form von regenfesten Plastikzelten, die viele der 33 Standl um die Hälfte vergrößern, sollen weg. „Der Ist-Zustand ist schon lange ein Thema. Wir wollen mit allen Beteiligten ein Konzept erarbeiten, um den Viktualienmarkt schöner zu gestalten“, sagte Thomas Haser von der Lokalbaukommission (LBK).
Der Auftakt dafür war am Montag vor dem Nymphenburger Sektzelt. Mit Maßband und Bauplänen kamen die Vorsitzende Richterin Marion Pauli-Gerz und ihre Kammer zum Ortstermin. Klage hatte ausgerechnet die Sektkellerei eingereicht, weil ihr Schwarzbau im nachhinein von der Lokalbaukommission nicht genehmigt worden war.
Ein Blick reichte der Richterin: „Das hier ist wohl eh alles Wildwuchs und wurde nie genehmigt.“ In der Tat. Als der grüne Holzpavillon vor gut 50 Jahren gebaut wurde, war er gerade mal 40 Quadratmeter groß. Heute sind es 119. Erweitert durch ausladende Markisen, die mit einer Holzkonstruktion verbunden und mit Plastikwänden verkleidet wurden. Holzboden, Heizkörper und eine Bar auf Rädern wurden installiert.
Wirtin Elke Glöckle: „Wir können alles sofort ohne großen Aufwand abbauen. Dann ist der Ursprungszustand wieder hergestellt.“ Aber: „Dann kommen weniger Gäste und der Umsatz geht zurück.“
Umsatzeinbußen würden auch der Stadt nicht schmecken. Denn sie verpachtet die Standl. „Die Höhe der Pacht hängt von der Art des Geschäfts und dem Umsatz ab“, erklärt Markthallen-Verwaltungsdirektor Rainer Hechinger. Bis zu zehn Prozent vom monatlichen Bruttoumsatz müssen die Standl-Betreiber abführen.
Lohnend für den Stadtsäckel. Da wundert es nicht, dass die Schwarzbauten über die Jahre geduldet wurden, obwohl OB Christian Ude sich hin und wieder öffentlich über den Viktualienmarkt mokiert: „Das erinnert mich mitunter an ein Bundeswehrlager am Hindukusch ...“
Ähnlich sieht es auch der zuständige Bezirksausschuss Altstadt-Lehel. „Da geht es nur noch um den Kommerz“, sagt die stellvertretende BA-Chefin Angela Horbach-Wilson und erklärt: „Das beste Geschäft machen dort die Wirte.“ Das hat sich rumgesprochen. Deshalb beantragen selbst die Obst-und Gemüsehändler Ausschankgenehmigungen, weiß Angela Horbach-Wilson: „Wir müssen aufpassen, dass der Viktualienmarkt nicht zu einer Sauf- und Fressmeile verkommt.“
Die Klage der Sektkellerei liegt jetzt auf Eis. Neue Baupläne hatte Firmenanwalt Benno Ziegler eingereicht. 117 Quadratmeter wäre dann das neue Sekt-Café groß. Lokalbaukommission und die Münchner Markthallen-Verwaltung signalisierten, dass der Bau mit geringen Abstrichen genehmigt werde: „Wir müssen schließlich mit der Zeit gehen. Die Ansprüche der Kunden sind anders als damals.“
Torsten Huber
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