Schwarz-Rot im Rathaus: Die Ruhe hat ein Ende
Der Machtwechsel sorgt für Streit - und das ist auch gut so: Michael Schilling, AZ-Lokalchef, über das schwarz-rote Rathaus-Bündnis und die Chancen
Auf gut Münchnerisch könnte man ja glauben: „Jetzt is’ a Ruah.“ Der erste schwarz-rote Bündnisvertrag im Rathaus ist unterzeichnet, OB Dieter Reiter hat von seiner SPD das Mandat, ab sofort mit der CSU in breiter Mehrheit durchzuregieren – passt scho.
Ja, es passt. Aber Ruhe bleibt dem Bündnis und der Stadt künftig hoffentlich erspart. Schließlich soll sich nach den Jahren eines Bündnisses, das die Münchner nicht zufällig abgewählt haben, eben mehr rühren.
Es gehört zu jedem Machtwechsel dazu, dass es danach Unruhe gibt, auch Kränkungen und Streit. Genau das ist gut so. Reiter und die Rathaus-SPD sind spätestens seit dem Parteitag am Montag, der zu einem langen Abend der Kontroversen geworden ist, sensibilisiert für ihren Auftrag: Die kritische Parteibasis wird dem unerfahrenen OB ein gutes Regulativ sein.
Und die CSU? Die hat nach 30 Jahren in der Münchner Opposition erkennbare Lust aufs Regieren: In den Bündnisverhandlungen waren die Schwarzen, obwohl stärkste Fraktion, teilweise überraschend kompromissbereit, und die Parteibasis hat Josef Schmid als Juniorpartner für den roten Reiter mit Ovationen ins Bürgermeisteramt gejubelt. An diesen Vorschusslorbeeren muss sich Schmid messen lassen: Er braucht bald Ergebnisse, nicht nur Posten.
Dass die abservierten Grünen mit viel Wut im Bauch jeden Fehler der Stadtregierung brandmarken werden, macht es noch spannender. Mit der Ruhe ist’s vorbei in München. Genau das haben die Wähler auch gewollt.
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