Schwarz auf weiß: Am Freitag gibt's Zeugnisse

MÜNCHEN - Ausgerechnet am Freitag, den 13.: Morgen bekommen eine Million bayerische Schüler ihr Zwischenzeugnis.
„Wie war das bei mir früher – und wie hätte ich mir damals gewünscht, dass meine Eltern damit umgehen?“, empfiehlt Helga Ulbricht, Leiterin der staatlichen Schulberatungsstelle als Leitfrage für den Umgang mit den Kindern, wenn sie am Freitag nach Hause kommen. „Denn das sollte man auch seinen Kindern gönnen“, sagt die Schulpsychologin.
Die Halbzeitbilanz ist umstritten: Während sich der Bayerische Elternverband für das „klare Feedback“ stark macht, würde es der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband lieber abschaffen: „Obwohl Noten wenig über individuelle Leistungsfortschritte aussagen, hängt alles von ihnen ab“, kritisiert Präsident Klaus Wenzel.
Nicht alle Schüler werden am Freitag ein Zeugnis bekommen. Viertklässlern wird dieses Schuljahr zum ersten Mal kein Zwischenzeugnis ausgestellt – ihnen wurde im Januar eine Zwischeninformation zum Leistungsstand ausgehändigt, im Mai folgt das Übertrittszeugnis.
Auch Realschulen und Gymnasien steht es seit letztem Schuljahr frei, den Fünft- bis Achtklässlern zwei Zwischeninformationen statt einem Zwischenzeugnis auszustellen. Wie viele Schulen das so handhaben, ist nicht erfasst, aber: „Wir wissen, dass es gut aufgenommen wird“, sagt Kultusministeriums-Sprecherin Nicole Steinbach. Trotzdem bangen viele Schüler und Eltern vor Freitag, dem dreizehnten. „Eltern sollten sich als Begleiter für ihre Kinder sehen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, unabhängig davon, wie das Zeugnis ausfällt“ empfiehlt Kultusminister Ludwig Spaenle.
Helga Ulbricht weiß, dass das nicht immer einfach ist – etwa wenn Eltern schon das ganze Schuljahr vergeblich an den Nachwuchs hinmahnen. Aber: „Wie der Name schon sagt – es ist nichts Endgültiges“, sagt Ulbricht. „Es ist immer noch genug Zeit, Defizite zu korrigieren.“ Das sollte man dann aber auch erkennen und angehen.Um für die Zeit der Zwischenzeugnisse gewappnet zu sein, verstärkt die Beratungsstelle ihr Telefonangebot am Freitag (9 bis 17 Uhr) und kommende Woche von Montag bis Mittwoch (9 bis 16 Uhr) – um Ärger, Frust und Ängste abzufangen. „Besser, die Eltern laden das bei uns ab, statt es an den Kindern auszulassen“, sagt Ulbricht. „Für die meisten sind die Zeugnisse zwar keine Überraschung. Aber oft ist nicht ganz klar, wie sich die Noten zusammensetzen.“
Die Schulberatungsstelle kann helfen zu verstehen. Und wenn sich dann die erste Aufregung gelegt hat und keine Besserung in Sicht ist: Gemeinsam mit den Eltern und dem Kind überlegen, ob der Schulweg auch wirklich der richtige ist.
Laura Kaufmann