Schwanthalerhöhe: Ein Viertel bleibt sich treu

Gentrifizierung, neues In-Viertel – viel ist spekuliert worden über die Zukunft von Münchens achtem Stadtbezirk. Großartig verändert hat sich der Stadtteil allerdings nie.
von  Florian Zick
Die Alte Messe war im Westend die letzte große Entwicklungsfläche, die man überplanen konnte.
Die Alte Messe war im Westend die letzte große Entwicklungsfläche, die man überplanen konnte.

Schwanthalerhöhe - Nach allem, was so war, kann man immer noch sagen: Die Schwanthalerhöhe ist sich treu geblieben. Im Vergleich zu anderen Vierteln hat die Gentrifizierung hier nur mal so als Geist vorbeigeschaut. Die seit Jahren gepflegte Prophezeiung vom Westend als dem neuen In-Viertel hat sich auch nicht bewahrheitet. Münchens achter Stadtbezirk ist also auch heute noch, was er schon immer war: ein Stadtteil, in dem auch die kleinen Leute Platz haben.

Auch in den nächsten 15 Jahren wird sich daran nichts großartig ändern: Es wird ein Arbeiterviertel bleiben, das sagt der neue Demografie-Bericht der Stadt voraus. Die Zahl der Einwohner wird in den kommenden Jahren leicht auf 30 800 steigen, dann wieder etwas absinken. Aber ihren Charakter ändern wird die Schwanthalerhöhe nicht.

Thomas Hofstätter, der Vize-Chef des örtlichen Bezirksausschusses, führt das auf den hohen Anteil von Genossenschaftswohnungen im Viertel zurück. Wer auf der Schwanthalerhöhe wohnt, tut das in der Regel also schon länger. Und wer neu dazugekommen ist, geht so schnell nicht wieder weg. Das bedingen allein schon die vergleichsweise günstigen Mieten.

Sendling - "Wir haben uns nie so aufgeplustert"

Die größte Zuzugs-Welle gab es Ende der neunziger Jahre, erzählt Hofstätter. Damals verschlug es viele junge Familien ins Westend. Entsprechend ist auch die Altersstruktur heute: Die 50- bis 64-Jährigen stellen Statistiken der Stadt zufolge mittlerweile die stärkste Gruppe. Die jungen Eltern von einst sind über die Jahre eben fast schon zu Großeltern geworden.

Die meisten aus dieser Schwanthaler Boom-Generation werden bis ins hohe Alter im Viertel wohnen bleiben. Demgemäß wird die Zahl der Einwohner Ü75 bis 2030 auch um ein Viertel steigen. Schon heute altert der Stadtteil so schnell wie kaum ein anderer. Nur in Trudering-Riem schreitet dieser Prozess noch schneller voran.

Von „erkennbaren Überalterungstendenzen“ spricht der städtische Demografiebericht deshalb auch. Neubauflächen, mit denen diese Entwicklung durch Zuzug abgefangen werden könnte, gibt es schon seit der Überplanung der Alten Messe nicht mehr. Nur zwei größere Flächen sind noch nicht bebaut, an der Ganghoferbrücke an der Zufahrt zur ehemaligen Messe und an der Hans-Fischer-Straße an der Theresienwiese.

Für Wohnungsbau sind diese Grundstücke allerdings kaum geeignet. Einige Bürger haben stattdessen den Bau einer Mehrzweckhalle vorgeschlagen – Sportstätten sind im achten Stadtbezirk nämlich absolute Mangelware. Und auch wenn das Viertel eher alt als jung ist: Sich sportlich betätigen, das wollen die Meisten zwischendrin doch noch.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.