Schwabinger Rambo an der Spitze

Machtwechsel in der Münchner CSU: Dem landtagsabgeordneten Ludwig Spaenle steht der Posten als Bezirks-Chef offen. Aber er ist nicht ganz unumstritten.
von  Abendzeitung
Auf dem Weg nach oben: Ludwig Spaenle (CSU):
Auf dem Weg nach oben: Ludwig Spaenle (CSU): © AZ

MÜNCHEN - Machtwechsel in der Münchner CSU: Dem landtagsabgeordneten Ludwig Spaenle steht der Posten als Bezirks-Chef offen. Aber er ist nicht ganz unumstritten.

Otmar Bernhard wäre gerne Umweltminister geblieben. Das war ein Jungbrunnen für ihn. Doch mit 61 Jahren ist er Horst Seehofer zu alt. Aus. So wird der Anti-Senioren-Schachzug des Ministerpräsidenten auch die Machtverhältnisse in der Münchner CSU verändern. Denn mit der Beförderung zum einzigen Minister aus München kann sich Ludwig Spaenle im Frühjahr seinen zweiten Traum erfüllen: Und Chef der Münchner CSU werden. Davon gehen die Vorstandskollegen aus.

Der knallharte Schwabinger

Als Spaenle 2004 in der Dossieraffäre Monika Hohlmeier stürzte, da wäre er schon einmal ein potenzieller Bezirkschef gewesen. Aber da war der ruhige Bernhard mehr gefragt als der knallharte Schwabinger. „Bernhard hat für die Befriedung des Bezirksverbands Enormes geleistet“, sagt ein Vorstandskollege. Doch Spaenle habe bei aller Überheblichkeit und Ruppigkeit wohl nicht alles falsch gemacht, wenn man für ihn einen Bezirkschef in die Wüste schickt.

Jetzt wird der Weg frei

Jetzt wird der Weg für Spaenle frei, wenn wohl im Mai routinemäßig der neue Vorstand gewählt wird. Dabei ist es im Vorstand schon vor Monaten zum Machtkampf und zu Zerwürfnissen zwischen Bernhard und Spaenle gekommen. Spaenle hatte den Chef angegriffen und brüskiert. Aber so ist er halt: Knallhart, offen – und gestärkt von einer treuen Seilschaft aus Schwabinger CSU-Parteilokalen.

Der Bezirksvorstand wird sich an seinen robusten Führungsstil gewöhnen müssen. „Wenn er Minister ist, kann er nicht mehr als Rambo durch die Gegend gehen“, sagt ein Vorstandskollege.

"Das hätte massiven Ärger gegeben"

So hat München wieder nur einen Vertreter im Kabinett. Die Ex-Münchnerin Monika Hohlmeier, die jetzt in Vaterstetten politisch zuhause ist, soll beinahe ein Amt bekommen haben, obwohl sie nicht mehr im Landtag ist. „Die Proteste aus München waren aber so heftig, dass Seehofer das gelassen hat“, heißt es in München. „Das hätte massiven Ärger gegeben.“

Massiver Ärger flutete trotzdem bei der CSU an: Weil Seehofer keine 60-Jährigen in der Regierung wollte: Das treffe die Wählerschaft der CSU, wenn 60-Jährige als nicht mehr leistungsfähig abqualifiziert würden. Ein Vorstand: „Die Bemerkung ist dumm und unnötig.“

Willi Bock

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