Schummelei am Bau kostet Staat 6,4 Millionen Euro

München - IG-Bau-Bezirkschef Michael Müller spricht von einem "erschreckenden Ausmaß krimineller Energie": Beamte des Hauptzollamtes München kontrollierten im vergangenen Jahr insgesamt 99 Baufirmen in der Region und leiteten 279 Ermittlungsverfahren ein.
Das teilt die Gewerkschaft IG Bau mit und beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums. Wegen illegaler Praktiken in der Branche seien dem Staat und den Sozialkassen 6,4 Millionen Euro entgangen.
Müller: "Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen"
Das Image einer ganzen Branche stehe auf dem Spiel, sagte Müller. "Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten." Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region sei.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent. Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau sei ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen – dazu müsse sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen wolle, so der Gewerkschafter.
Müller-Gemmeke (Grüne): "Zoll muss gestärkt werden"
Mit Blick auf die Zollkontrollen erklärte Müller: "Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal.
Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt München zu Jahresbeginn lediglich 153 Planstellen besetzt. Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück: "Schwarzarbeit und Lohn-Betrug sind keine Kavaliersdelikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau."
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