Schulstart mit Maske: Was Eltern und Kinder sagen

Am Dienstag geht es los - es wird Corona-bedingt kein normales Schuljahr sein. Die AZ hat Schüler und Eltern gefragt, was sie sich erwarten und erhoffen.
von  Daniel von Loeper, Fabian Dosch
Natascha Grimm-Weigert (35) mit Sohn Mats.
Natascha Grimm-Weigert (35) mit Sohn Mats. © Daniel von Loeper

München - Diese Woche müssen die Münchner Schüler wieder die Schulbänke drücken - und zwar richtig. Denn im Freistaat werden Kinder jetzt wieder in den Schulgebäuden unterrichtet.Homeschooling ade, dafür: hallo Maske! Oberste Regel ohnehin: Abstand, Abstand, Abstand! Ob das so funktionieren wird? Die AZ hat sich unter Schülern und bei Eltern umgehört. was sie über die neuen Regeln denken und mit welchen Gefühlen sie aufs neue Schuljahr blicken.

Grundsätzlich müssen alle Kinder ab der ersten Klasse etwa auf dem Weg zur Toilette oder in der Pause eine Maske tragen. Nur zum Essen und Trinken darf sie abgenommen werden. Ab der fünften Jahrgangsstufe muss der Mund-Nasen-Schutz bis zum 18. September sogar während des Unterrichts getragen werden - der Freistaat begründet das mit dem Risiko, dass Reiserückkehrer das Virus mit aus dem Urlaub gebracht haben könnten.

Mit Kindern lernen: "Zum Glück hilft mein Mann mit"

Natascha Grimm-Weigert (35), Mutter und Heim- und Pflegedienstleiterin: "Eine Maskenpflicht an den Schulen finde ich gut, weil Kinder beim Spielen oft vergessen, den Abstand einzuhalten. Da die Kinder in der Grundschule im Klassenzimmer keine Maske tragen müssen, gehe ich davon aus, dass das Lernen nicht schwerer ist. Ich habe keine Sorge wegen schlechter Luft im Klassenzimmer, wenn oft gelüftet wird. Ich erlebe die Corona-Zeiten als sehr anstrengend und bin mir nicht sicher, ob die Schulen gut genug gerüstet sind. Ich arbeite viel - und dann noch mit den Kindern zu lernen, ist schon eine Herausforderung. Zum Glück kann mein Mann mithelfen. Viele gehen leichtsinnig mit der Situation um. Mein Wunsch ist, dass man gegenüber anderen Verständnis hat und jeder Mundschutzpflicht und Abstand einhält, wo es notwendig ist."

Natascha Grimm-Weigert (35) mit Sohn Mats.
Natascha Grimm-Weigert (35) mit Sohn Mats. © Daniel von Loeper

Lieber mit Maske: "Besser die Klassen halbieren"

Colette (8): "Es ist doof mit Maske, weil man nicht so gut atmen kann - und es stört an den Ohren. Ich bin in der 3. Klasse. Es geht schon mit dem Lernen in der Schule."

Anita (45), Vorsitzende eines Münchner Elternbeirats: "Ich bin eher beunruhigt. Unterricht mit der halben Klasse finde ich für die Kinder besser. Ganze Klassen ohne Masken ist sehr unverantwortlich. Es bleibt zu hoffen, dass alles gut geht. Ich habe Vertrauen in die Politik. Allerdings ist die lockere Haltung vieler zur Zeit ein Problem. Den Lockdown habe ich als positiv erlebt, weil ich mich der Ausbildung meines Kindes widmen konnte, aber nicht jeder ist Pädagoge. Ich bin froh, dass meine Tochter wieder in die Schule gehen kann."

"Die Lehrer waren überfordert"

Mara Kunzenick (17, l.), Schülerin aus Baden-Württemberg: "Ich besuche eine Waldorfschule und habe wieder zwei Mal die Woche Unterricht vor Ort. Die Schulbänke müssen mit 1,5 Metern Abstand stehen und man darf die Maske am Platz absetzen. Während des Lockdowns hatten wir Onlineunterricht, aber das war nicht so gut organisiert und die Lehrer waren anfangs überfordert damit."

Julia Tejkl (16): "Wir hatten ab den Pfingstferien wieder normalen Unterricht, jedoch nur nachmittags. Im Klassenraum hatte jeder einen Einzelplatz und es waren nie mehr als 30 Schüler im Raum. Geplant ist vorerst, dass nur ein paar Klassen Unterricht vor Ort haben, hauptsächlich die 5. und 10. Klasse. Ich bin froh, dass die Schule wenigstens wieder halbwegs normal stattfindet, denn für den Onlineunterricht konnte ich mich nicht so wirklich motivieren."

Mara Kunzenick (l.) und Julia Tejkl gehen im Nachbarbundesland auf die Schule.
Mara Kunzenick (l.) und Julia Tejkl gehen im Nachbarbundesland auf die Schule. © Daniel von Loeper

Maske tragen: "Wir üben schon"

Vater und Angestellter Johannes Kümmerer (38): "Bisher ist es noch keine Pflicht für meine Tochter, mit Maske unterwegs zu sein. Sie ist erst fünf Jahre alt, kommt aber diese Woche in die Schule. Sie ist ganz gespannt. Wir üben schon das Maske tragen. Das ist für sie auch gar nicht so schwierig, das geht schon. Allerdings ist es natürlich eine Umstellung. Manchmal rutscht die Maske noch runter, doch wir bekommen das hin. Ich gehe davon aus, dass das Durchlüften im Klassenzimmer als Maßnahme gegen das Coronavirus in der Schule nicht reichen wird. Ich wünsche mir natürlich, dass das Virus bald wieder verschwindet. Bis es so weit ist, müssen wir wohl Geduld haben - und die Hygieneregeln einhalten."

Auf dem Schulhof: "Immer eine Maske dabei"

Ben Grimm (9): "Mit der Maske in der Schule komme ich schon klar. Ich mag die Pausen immer, da turne ich am liebsten. Bei uns sind die Pausen jetzt immer sehr unterschiedlich. Damit sich weniger Kinder im Pausenhof gleichzeitig aufhalten. Für mich ist das aber ok."

Ben Grimm (9).
Ben Grimm (9). © Daniel von Loeper

Im Schulgebäude: "Maske tragen ist normal"

Federico Olivieri (18), Auszubildender: "Bis zu den Sommerferien ging ich zur Schule. Als wieder Unterricht vor Ort war, war es zuerst ungewohnt für mich, auf dem Schulgelände und auf dem Weg ins Klassenzimmer Maske zu tragen. Die Fenster mussten immer wieder geöffnet werden. Die Maßnahmen waren nötig. Ab dieser Woche mache ich eine Schreinerausbildung - und auch dort müssen wir eine Maske tragen. Für mich ist das inzwischen schon ganz normal. Wir müssen einfach das Beste aus der Situation machen."

"Zeit mit der Familie"

Isabel Dingfelder (37), Ärztin: "Da ich noch kein Schulkind habe, bin ich sehr entspannt. Ich genieße es sehr, mehr Zeit mit der Familie zu haben und viele Fahrten mit dem Auto zu machen. Persönlich finde ich es schön, wenn die Leute sich an die sinnvollen Hygiene- und Abstandsregeln halten."

"Es ist wichtig, dass der Unterricht stattfindet"

Schüler Tom Weigert (15): "Es geht schon, mit Maske in die Schule zu gehen. Wenn die Klasse zweigeteilt ist, kann man viel intensiveren Unterricht haben. Das hat Vorteile. Die Türen sind bei uns immer offen während des Unterrichts. Ich komme in die 10. Klasse. Da muss ich für den Abschluss lernen. Deshalb ist wichtig, dass der Unterricht stattfindet."

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