Schuhbeck: Wiesn macht den Körper froh!

Was Starkoch Alfons Schuhbeck über Essen und Trinken auf dem Oktoberfest sagt. Experten sehen's etwas anders. Lesen Sie hier den AZ-Test.
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Auf ein Wiesnhendl und die ein oder andere Maß lässt Alfonfs Schuhbeck nichts kommen.
Martha Schlüter Auf ein Wiesnhendl und die ein oder andere Maß lässt Alfonfs Schuhbeck nichts kommen.

Das erklärt Starkoch Schuhbeck. Experten sehen's etwas anders. Lesen Sie hier den AZ-Test.

Man sieht, dass Alfons Schuhbeck kein Kostverächter ist. Jetzt erteilt der Starkoch allen, die sich auf eine zügellose Wiesn Freude, die Absolution.

Das Wiesn-Essen ist seiner Meinung nach keineswegs ungesund: "Der Körper freut sich über Wiesn-Kost", erklärt er im "Playboy". Nicht nur, weil er selbst ein Standl im Hippodrom hat und die Giggerl dort sein Hendlgewürz am Leibe tragen - nein, Schuhbeck wagt sich sogar auf das Terrain der Wissenschaft:

"Eine ernährungswissenschaftliche Studie von 2011 beweist, dass das, was man mit Vergnügen isst, weniger dick macht als das, was man unter Zwang isst, etwa weil es gesund ist." Und er erklärt die Festwiese auch zum Fitness-Parcours: "Der Wiesn-Besucher verbrennt eine gewaltige Menge Kalorien: Auf der Bank balancieren, tanzen, singen, Lukas hauen..."

Die AZ hat die Schuhbeckschen Thesen dem Experten-Check unterzogen (Lesen Sie zu diesem Thema auch die Bilderstrecke "So viel Kalorien hat die Wiesn").

These: "Der Körper freut sich über Wiesn-Kost".

Freuen ist relativ. Betrachtet man die Kalorienbilanz, ist fast alles ausser Radi erschreckend. Eine Mass Bier hat schon 470 Kalorien, das Hendl mit Kartoffelsalat macht 1000, gebrannte Mandeln haben 600. Der Diät-Wissenschaftler Sven-David Müller sagt: "Klar lebt gesund, wer auf dem Oktoberfest Radi isst und Mineralwasser trinkt, aber wer macht das schon. Schweinsbraten, Hendl, Kartoffelsalat mit viel Öl, Pommes - das meiste, das da verkauft wird, gehört in den Bereich Fast-Food, es ist sehr fettreich." Dazu das Bier: All das mache dick. Deswegen nennt Müller das Oktoberfest auch "das weltweit grösste Bauchfest".

These: "Was man mit Vergnügen isst, macht weniger dick."

Also rein mit den Pommes, Hauptsache, es macht Spass? So sehen es die Experten leider nicht. "Wir wissen, dass schlechtes Gewissen nicht förderlich ist. Denn dann hat man nicht das Gefühl der Befriedigung und isst noch mehr. Wer bewusst geniesst, ist auch mit kleineren Portionen zufrieden", sagt Birgit Braun, Fachfrau für Ernährungs- und Gewichtsmanagement.

Diät-Guru Müller ist auch hier streng: "Erstens findet man für alles eine Studie, zweitens sind das Langzeitstudien, da geht es um mehrere Jahre und nicht um Exzesse am Oktoberfest, die kann man sich nicht schönreden. Schuhbeck, bleib bei deinen Leisten, sag ich da, ein Koch sollte lieber die Finger von der Wissenschaft lassen."

These: "Man verbrennt auf der Wiesn eine gewaltige Menge Kalorien."

Auch das ist eher zweifelhaft. Fitness- und Ernährungstrainerin Nicole Bernard vom Fitnesspark Westkreuz rechnet vor: "Beim Tanzen verbrennt man maximal 600 Kalorien pro Stunde - wenn man dabei auf der Bank steht, weniger. Mit Hüpfen maximal 500." Das ist pro Stunde aber nur eine Mass Bier - ohne Essen und ohne eine zweite Mass.

Den anderen Wiesn-Sportarten erteilt die Expertin eine Absage: "Hau den Lukas ist eine 10- bis 20-sekündige Körperanspannung. Man müsste eine halbe Stunde lang draufhauen, damit das was bringt." In der Achterbahn führe zwar das Adrenalin zu erhöhter Energiefreisetzung, aber auch das sei minimal.

Beim Singen muss die Fitnesstrainerin passen, es gibt allerdings Leute, die behaupten, man verbrenne singend rund 100 Kalorien pro Stunde.

Was also tun? Ganz verzichten?

Die Fitnesstrainerin rechnet vor, dass man nach einem Wiesnabend mit zwei Mass, Hendl, Kartoffelsalat und Mandeln rund dreieinhalb Stunden joggen müsste.

Ernährungsfachfrau Birgit Braun rät zum gebremsten Exzess: "Man könnte am Wiesn-Tag Müsli und Obst zum Frühstück essen und mittags ballaststoffreich essen, damit man nicht total hungrig hingeht - und das Ganze mit Bewegung verbinden, etwa mit dem Radl hinfahren", sagt sie. "Es bringt auch etwas, den Kartoffelsalat zum Hendl gegen Salat zu tauschen."

Auch Ernährungswissenschaftler Sven-David Müller drückt ein Auge zu: "Wer einmal auf dem Oktoberfest zuschlägt, wird davon nicht dick", sagt er. Aber: "Wer dort jeden zweiten Tag - auf gut deutsch - frisst und säuft, muss mit Gewichtszunahme rechnen."

Und Schuhbeck?

Der hat es mit der Light-Wiesn gar nicht, die Vernunft muss 16 Tage warten. Als Vorbereitung auf einen Wiesnabend empfiehlt er: "Ein ordentliches Mittagessen." Auch findet er: "Für einen Wiesn-Fan ist der Morgen nach der Wiesn der Morgen vor der Wiesn." Aber als fürsorglicher Koch hat er noch einen Tipp: Kraftbrühe mit Ingwer - gegen den Kater.


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