Schüler werden abgewiesen
Andrang auf Realschulen: Kinder büßen für ein Politik-Versagen. Massenhaft werden Schüler abgewiesen – CSU geißelt starre Regelung. „Das kann und darf nicht sein. “
MÜNCHEN Mit großem Aufwand, viel Energie und Engagement ist die Carl-Spitzweg-Realschule in Untermenzing zur Ganztagsschule umgewandelt worden. Der Andrang ist entsprechend groß. Doch auf Anweisung des Schulreferats dürfen jetzt nur zwei statt der erforderlichen drei Eingangsklassen gebildet werden. Massenhaft werden Schüler abgewiesen. Kein Einzelfall – so etwas passiert derzeit an vielen städtischen Realschulen.
Felix ist 11, hat ein Jahr die Hauptschule besucht und ist so ein Leidtragender: Er würde gern an die Realschule ums Eck wechseln. Seine Eltern meldeten ihn an der Carl-Spitzweg-Realschule an, wo schon sein älterer Bruder hingeht. Die Schule ist nur 200Meter von seinem Zuhause weg. Und: „Die Schule hat ein hervorragendes Konzept als Ganztagsschule entwickelt“, schwärmt sein Vater Wolfgang Mirkewitsch. Es nützt aber alles nichts. Felix darf trotzdem nicht auf seine Wunsch-Schule.
Die Enttäuschung ist riesig
„Mein Sohn soll jetzt an dieser Schule vorbei nach Moosach auf die Realschule fahren“, beklagt Vater Mirkewitsch. Statt zwei Minuten mit dem Rad dauert der Schulweg jetzt über eine halbe Stunde mit Umsteigen per Bus.
„Das kann und darf nicht sein“, sagt CSU-Fraktionschef Josef Schmid. „Ich weiß zuverlässig, dass es dort genügend Lehrer und Räume gibt, um drei Klassen zu bilden!“ Außerdem könne die Stadt auf den Kinderreichtum eines Stadtteils nicht mit einer Schulbus-Odyssee reagieren. In einem Brandbrief hat sich Schmid an das Schulreferat gewandt: Ohne Reaktion.
Schon komisch: Fürs nächste Schuljahr wurde an der Carl-Spitzweg-Realschule ein Ganztags-Schulkonzept erarbeitet. Unter Hochdruck wurden neue Klassenräume und eine Mensa gebaut. Jetzt der Schock: Statt der dafür notwendigen drei Eingangsklassen dürfen nur zwei gebildet werden. Das hat die Schule vorab den Eltern mitgeteilt, deren Kinder jetzt abgewiesen werden. Die beiden Klassen werden mit über 30Kindern vollgestopft. Und mehr als 15 Kinder weggeschickt.
Kein Einzelfall
Wie gesagt, Untermenzing ist kein Einzelfall. Quer durch die Stadt müssen Realschulen Bewerber ablehnen. Damit büßen sie für einen alten politischen Streit zwischen Stadt und Freistaat um die Finanzierung der Schulen. Die Stadt forderte mehr Geld vom Freistaat für die städtischen Lehrer – und bekam es nicht. Deshalb beschloss Rot-Grün 2003, die Zahl der Eingangsklassen an Realschulen schrittweise um 76 zu verringern.
„Wir haben mehrere solcher Fälle. Aber wir müssen uns an den Stadtratsbeschluss halten, dass nicht mehr als 48 Eingangsklassen gebildet werden dürfen“, so das Schulreferat: „Wir bedauern das sehr, aber insgesamt gibt es genügend Realschulplätze.“
Schmid ist damit nicht zufrieden: „Für Härtefälle muss diese starre Regelung gelockert werden.“
Willi Bock
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