Schrannenhalle droht Versteigerung
MÜNCHEN - Nur drei Jahre nach ihrer feierlichen Eröffnung steckt die Schrannenhalle massiv in der Krise. Das Prestigeobjekt am Viktualienmarkt ist unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Es droht sogar die Versteigerung.
Die Schrannenhalle steht unter Zwangsverwaltung Der Grund: Die Schrannenhallen GmbH & Co.KG, vertreten durch Klaus D. Thannhuber (64), geriet mit Zahlungen an ihre Kreditgeber in Verzug. Die Deutsche Bank London ließ sich das als Hauptgläubigerin nicht lange bieten – und beantragte bei Gericht die Zwangsverwaltung. Mit Erfolg: Seit 31. Juli ist der Münchner Anwalt Johannes Mauder Zwangsverwalter der Halle. „Die Mieten sind nicht so gekommen wie vereinbart“, erklärt er den Grund für das Schrannen-Debakel.
Die Mieteinnahmen aus der Schrannenhalle liegen bei jährlich drei Millionen Euro. Doch das Geld soll zuletzt nur noch an Handwerker geflossen sein, bei denen noch Rechnungen aus der Bauzeit zu begleichen sind. „Es gibt da wohl erhebliche Forderungen“, weiß Mauder. Deswegen schaute die Bank, die Thannhubers Darlehen erst vor einem dreiviertel Jahr von dessen einstigem Bankpartner (Berlin Hyp) gekauft hatte, offenbar in die Röhre.
Kreditsumme: 26 Millionen Euro
Wie die SZ berichtete, lag die ursprüngliche Kreditsumme bei 26 Millionen Euro. Davon sollen schon über fünf Millionen abbezahlt sein. Als die Rückzahlung aber ins Stocken geriet, machte die Deutsche Bank London kurzen Prozess. Sie beantragte auch die Zwangsversteigerung. „Das ist ein Verfahren, dass ein bis zwei Jahre dauern könnte“, erklärt der Zwangsverwalter.
Künftig geht alles Geld aus der Schranne erst einmal an ihn. Der Anwalt verteilt es dann nach einem gerichtlich festgelegten „Zuweisungsplan“. Der Schrannen-Investor Klaus D. Thannhuber ist bei all dem außen vor – mit ihm hatte der Anwalt bislang nicht einmal persönlichen Kontakt.
Die CSU fühlt sich durch die Finanzprobleme der Schranne voll bestätigt: „Es war immer klar, dass die Finanzierung auf wackeligen Beinen stand“, sagt Stadtrat Richard Quaas. „Thannhuber war immer ein unzuverlässiger Partner. Es war ein Fehler, mit ihm überhaupt einen Vertrag einzugehen.“ CSU-Fraktionschef Josef Schmid befürchtet, dass die Schranne jetzt „noch weiter in den Kommerz abgleitet“. Mit Kultur sei eben nicht so viel Geld zu verdienen. Auch die Stimmung bei manchem Standlbesitzer war gedrückt: „Klar machtman sich Sorgen“, sagt am Sonntag einer, der nicht genannt werden will.
Mit dem Betrieb habe das nichts zu tun
Gelassener sieht Bürgermeister Hep Monatzeder, der den urlaubenden OB vertritt, die angeordnete Zwangsverwaltung. „Weder die Bürger noch die einzelnen Standlbetreiber werden etwas davon bemerken.“ Und auch der Stadt, die das „Projekt Schrannenhalle“ 1999 im Erbbaurecht vergeben hatte, werde kein Schaden entstehen. „Wir haben die Erbpacht immer schon im Januar für das ganze Jahr erhalten.“ 150 000 Euro. Der Betreiber der Schranne, Jürgen Lochbihler, erhielt das Schreiben des Zwangsverwalters letzte Woche. Am Freitag informierte er alle Mitarbeiter. „Mir ist es egal, wem die Immobilie gehört“, gab er sich abgeklärt.
Mit dem Betrieb der Schranne habe das Ganze nichts zu tun. Und auch das Thema Zwangsversteigerung kann ihn nicht schrecken: „Ich gehe davon aus, dass es binnen der nächsten 24 Monate nicht dazu kommen wird.“
Der Schrannenhalle GmbH und Co.KG bleiben jetzt zwei Möglichkeiten: Thannhuber kann die Halle verkaufen. Oder sich einen neuen Geldgeber suchen. Andernfalls könnte es doch zur Versteigerung kommen. Julia Lenders
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