Schrannenhalle bald leer

In der Schrannenhalle kocht die Gerüchteküche auf Volldampf. Die Mitarbeiter im Service erhalten im Januar ihre Kündigung. Auch die Gastronomie sowie die Handwerker und Händler sollen bis zum Frühjahr das Feld räumen, damit genügend Platz für eine Event-Arena ist.
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Die Schrannenhalle wird drei Jahre alt.
dpa Die Schrannenhalle wird drei Jahre alt.

MÜNCHEN - In der Schrannenhalle kocht die Gerüchteküche auf Volldampf. Die Mitarbeiter im Service erhalten im Januar ihre Kündigung. Auch die Gastronomie sowie die Handwerker und Händler sollen bis zum Frühjahr das Feld räumen, damit genügend Platz für eine Event-Arena ist.

Tabula Rasa in der Schranne: Gastronomie, Händler, Handwerksstand – alle müssen Platz machen für eine neue Event-Arena. Hallen-Chef Jürgen Lochbihler fegt mit eisernen Besen durch das einstige Prestigeprojekt an der Blumenstraße, weil das alte Konzept zu wenig Geld brachte . Als erstes verlieren die Servicekräfte ihre Jobs. Anfang Januar werden sie gefeuert. Bis Ostern könnte die gesamte Halle leer sein. Konzerte und Veranstaltungen sollen künftig Geld bringen. Insider fürchten, dass der Schrannenhalle bald die Zwangsversteigerung droht.

Vom Kellner bis zur Toilettenfrau wurden alle Servicemitarbeiter Montagnachmittag zum Meeting einbestellt. Ohne Umschweife eröffnete Jürgen Lochbihler, Geschäftsführer der Schrannenhalle, den rund 50 Angestellten, dass sie die Ersten seien, die über die Klinge springen müssen. „Nach Heilig Dreikönig werden wir die Kellnerabteilung schließen“, bestätigte Jürgen Lochbihler auf Anfrage der AZ. Mittelfristig soll die gesamte Gastronomie rausfliegen. Der Vertrag des Asia-Imbiss läuft zum 31. Dezember aus und wird nicht mehr verlängert. Den Inder, sowie die beiden Pasta und Pizza-Stände trifft es ebenfalls.

„Es ist ein Trauerspiel“, sagt Szene-Wirt Kay Wörsching, der mit seiner Prosecco-Bar nach drei Jahren in der Schranne das Feld räumen muss. Wann die Bar schließt, weiß der Wirt selbst noch nicht genau: „Vielleicht können wir bis Fasching bleiben, dann ist definitiv Schluss.“ Entsprechend mies ist momentan überall die Stimmung in der Schranne. „Der Laden ist am Ende, der macht komplett dicht“, unken manche.

„Absoluter Blödsinn, es geht weiter“, betont dagegen Jürgen Lochbihler und fügt im selben Atemzug hinzu: „Ganz leer schaut die Halle am schönsten aus.“ Dann ist auch genügend Platz für die geplante Event-Arena. Mit Konzerten und Veranstaltungen will Lochbihler den Betrieb aus den roten Zahlen manövrieren. „Ich könnte mir Pop-Konzerte oder Themenmärkte vorstellen, die wie die Dult über eine Woche und länger dauern“, erläutert der Hallen-Boss sein neues Konzept. Zusätzlich sollen Veranstaltungen und Feste Geld in die Kasse spülen. Gastronomie und Catering wird, so der Plan, im Bedarfsfall aufgefahren. Die Pschorr-Wirtschaft nebenan würde sich in diesem Fall anbieten.

Im Kulturbeirat der Schrannenhalle hatte Lochbihler bereits vor einigen Tagen die Stadträte in seine Pläne eingeweiht: „Wir haben ihn ermutigt, dies einmal zu versuchen“, sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, der die Verlagerung auch als Chance sieht: „Es ist jedenfalls nicht der letzte Versuch, zu retten, was noch zu retten ist.“

Das leidige Thema Schrannenhalle ist auch ein Fall im nächsten Kommunalausschuss: „Sollten die Probleme nicht in den Griff bekommen werden, könnte die Stadt von ihrem Heimfallsrecht Gebrauch machen“, sagte Bürgermeisterin Christine Strobl. Das bedeutet, dass die Schranne im Falle eines Falles an die Stadt zurückfällt. „Kommunale Zuschüsse wie die Muffathalle sie beispielsweise erhält, soll es für die Schranne nicht geben“, betont Ulrike Boesser, Koreferentin im Kommunalreferat.

Noch aber fließt das Geld für die Erbpacht, betont die Bürgermeisterin. Bei den Mietzahlungen an den Eigentümer der Halle ist Jürgen Lochbihler allerdings schon auf die Bremse gestiegen. „Vor einem Monat hat er den Betrag um 40 Prozent reduziert“, sagt Rechtsanwalt Johannes Mauder, der vom Vollstreckungsgericht bestellte Zwangsverwalter der Schrannenhalle. Angeblich sind es rund 80.000 Euro, die Lochbihler momentan monatlich nicht bezahlt. Die Miete für Oktober steht noch aus. Rechtsanwalt Johannes Mauder hat sie vor dem Münchner Landgericht eingeklagt. „Sollte die Novembermiete nicht eingehen, folgt in den nächsten Tagen eine weitere Klage“, betont Mauder.

Als Grund für die Mietminderung nannte Jürgen Lochbihler gegenüber der AZ die schlechte Geschäftslage. Vergangene Woche kündigte er in einem Schreiben an den Zwangsverwalter an, dass er beabsichtige, die Miete auf ein Drittel zu reduzieren. „Herr Lochbihler hat uns außerdem gebeten, den bis 2015 gültigen Mietvertrag auf Ende 2009 zu reduzieren“, berichtet Johannes Mauder.

Einige Insider behaupten, dass bereits Investoren aus der Schweiz und Großbritannien in den Startlöchern stünden, um die Schrannenhalle zu kaufen. Gerüchteweise geht es um einen Betrag von mindestens 47 Millionen Euro. Im Falle einer Pleite würde die Schranne vermutlich für weit weniger den Besitzer wechseln.

Ralph Hub,Daniel Aschoff

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