Schrannen-Händler fordern: „Nie wieder Lochbihler“
MÜNCHEN - In der AZ fordern fünf Händler das Ende der Ära Lochbihler - und erheben schwere Vorwürfe gegen ihn. Auch Zwangsverwalter Johannes Mauder hat große Bedenken - aber noch keinen Nachfolger. Er verhandelt weiter mit Interessenten.
Das Finanz-Fiasko Schranne – jetzt packen ehemalige Händler aus: Mehr als eine halbe Million Euro haben allein fünf von ihnen zusammen verloren. Andere wollen zwar keine Zahlen nennen, aber der Tenor ist einhellig: „Lochbihler darf nie wieder eine zweite Chance in der Schranne bekommen“, sagen mehrere Händler der AZ. Der bisherige Betreiber der Schranne, Jürgen Lochbihler, hatte seinen Job als Geschäftsführer der Schrannenhallen GmbH zwar gerade hingeworfen. Aber nur, um die Halle mit einer neuen Firma komplett zu übernehmen (AZ berichtete).
Die Stimmung in der Halle ist "eindeutig contra Lochbihler"
Doch das kann er sich wohl abschminken: „Seine Bewerbung ist problembehaftet, weil er mit seinem Konzept schon einmal scheiterte“, sagte Zwangsverwalter Johannes Mauder der AZ. „Und ich habe gute Alternativen!“ Die Stimmung in der Halle sei „eindeutig contra Lochbihler“, er sei alles andere als beliebt in der Schranne.
Auch in der AZ berichten ehemalige Standl-Betreiber von ihren Knebel-Verträgen, von chaotischer Logistik und von der Vernichtung ihrer Konzepte und Finanzen.
Jetzt soll ein ganz neuer Betreiber her
Doch jetzt zeichnet sich das Ende der Ära Lochbihler ab. „Ich habe mit zwei oder drei möglichen Betreibern Gespräche geführt – und ich glaube, dass keiner von denen es mit dem Lochbihler machen würde“ sagt der Zwangsverwalter. Zu Beginn des neuen Jahres soll ein neuer Betreiber die Halle übernehmen.
Nächste Woche will Mauder der „Schrannenhallen GmbH“ die außerordentliche Kündigung aussprechen. Mittlerweile belaufen sich die Mietrückstände seinen Angaben nach auf 300000 Euro. Nach der Kündigung kann Mauder den verbleibenden Geschäftsführer und Mieter Klaus Thannhuber auffordern, die Halle zu räumen. Doch was heißt das für die Standlbesitzer? „Ob diese bleiben können, hängt von dem neuen Betreiber ab“, erklärt Mauder.
Das alte Konzept soll bleiben
Über neue Konzepte, die Schrannen-Bewerber vorschlagen, wollte Mauder nicht sprechen. Nur so viel: „Ich finde es gar nicht falsch, die Halle ein bisserl zu entrümpeln, damit dort auch größere Veranstaltungen stattfinden können.“ In jedem Fall solle es – wie im Erbbaurechtsvertrag festgelegt – ein Mix-Angebot aus Gastronomie, Handwerk und Kultur geben. Bislang hatte genau das nicht funktioniert.
Die ehemaligen Standlbetreiber Andreas Listl und Sabine Heinsch glauben, dass es schon geklappt hätte. Nur eben nicht mit Lochbihler: „Das Urkonzept mit Handwerk, Gastronomie und Handel wäre machbar gewesen – nur war das nie das Ziel! Sie wollten die Schranne bekommen, sie systematisch pleite gehen lassen und am Ende eine Partyhalle daraus machen.“ Lochbihler widerspricht vehement: „Wenn jemand scheitert, kann er leicht alles auf die Schranne, mich oder Herrn Thannhuber abwälzen – die Schranne ist aber nur die Summe ihrer Teile.“
Zwangsverwalter Mauder denkt über einen Insolvenzantrag nach
Klar ist: Die Schranne ist pleite. Zuletzt hätten sich sogar Lehrlinge bei Johannes Mauder gemeldet, die Probleme mit ihrem Gehalt haben, erzählt der Zwangsverwalter. „Ich bin am Überlegen, ob ich gegen meine Mieterin Insolvenzantrag stelle.“
Was sagen Ex-Standlbesitzer zu den Zuständen in der Schrannenhalle? Ihre Erfahrungsberichte lesen Sie in der AZ-Freitagsausgabe.
Julia Lenders/Thomas Gautier
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