Schrannen-Chef Lochbihler wirft hin - und will den Neuanfang

In der Schranne dürfte ihm wohl kaum jemand eine Träne nachweinen – Jürgen Lochbihler, glückloser Geschäftsführer der Schrannenhallen GmbH, hat seinen Job hingeschmissen. Was aber nicht bedeutet, dass der Pschorr-Wirt kein Interesse mehr an dem Objekt hat – im Gegenteil.
von  Abendzeitung
Jürgen Lochbihler
Jürgen Lochbihler © Ronald Zimmermann

MÜNCHEN - In der Schranne dürfte ihm wohl kaum jemand eine Träne nachweinen – Jürgen Lochbihler, glückloser Geschäftsführer der Schrannenhallen GmbH, hat seinen Job hingeschmissen. Was aber nicht bedeutet, dass der Pschorr-Wirt kein Interesse mehr an dem Objekt hat – im Gegenteil.

Lochbihler möchte die an seine Gaststätte angrenzende Halle komplett übernehmen. Deshalb hat er sich beim Zwangsverwalter, dem Münchner Rechtsanwalt Johannes Mauder, bereits erneut als Mieter beworben.

Überraschend kam der jüngste Schachzug des Gastwirts nicht. „Ein geschickter Befreiungsschlag, sagen Branchenkenner, „der Lochbihler künftig freie Hand bei all seinen Entscheidungen bringen könnte.“ Bereits vor knapp zwei Wochen hatte der 42-Jährige durchblicken lassen, dass er die denkmalgeschützte Halle hinter dem Viktualienmarkt komplett umkrempeln will. „Da reden mir ein bisschen zu viele Köche beim Breikochen mit“, erklärte er gegenüber der AZ. Künftig soll nur noch einer in der Schranne den Ton angeben und das soll der Pschorrwirt sein, so jedenfalls sähe es Lochbihler gerne. Ein neues Konzept hat er bereits in der Tasche: Produktpräsentationen, mehr Konzerte, mehr Kultur und wechselnde Themenmärkte sollen neuen Schwung in den Laden bringen und endlich wieder Geld in die Kassen spülen. Zuletzt war in der Schranne so wenig los, dass selbst für die Mietzahlungen nicht mehr genügend raus sprang.

Ob Jürgen Lochbihler in der Schranne tatsächlich noch mal zum Zuge kommen wird, ist allerdings mehr als fraglich. „Er ist mit seinem Konzept schon einmal gescheitert“, sagte Zwangsverwalter Johannes Mauder kürzlich zur AZ, „ich kann mir schwerlich vorstellen, an so jemanden nochmals die Halle zu vermieten.“

Mangel an Bewerbern für die denkmalgeschützte Halle besteht offenbar nicht. Mauder ist derzeit ein gefragter Mann: „Die Telefonliste, die ich noch abarbeiten muss, ist kaum zu bewältigen“, stöhnt der Rechtsanwalt. Seit Oberbürgermeister Christian Ude letzte Woche öffentlich nach Interessenten für die Schranne fahndet, steht Mauders Telefon nicht mehr still.

So spektakulär wie die Merlin Entertainments Group, die in der Schranne angeblich eine Außenstelle ihres weltberühmten Wachsfigurenkabinetts Madame Tussaud einrichten möchte, sind die Interessenten allerdings nicht: „Einige Projekte könnte ich mir aber durchaus dort vorstellen“, so Mauder. Die Hauptinteressenten kommen demnach derzeit aus der Gastronomie: „Vor allem viele Bäckereien interessieren sich für den Standort“, verrät der Rechtsanwalt. Einige planten dort auch die Einrichtung von Cafés und kleinen Imbissen.

Auch die Gartencenter-Kette „Dehner“ zählt zu den Interessenten. Die Filiale in der nahe gelegenen Frauenstraße 8 platzen längst aus allen Nähten, ein geräumigerer Standort ist dringend notwendig. Die Schranne liegt unmittelbar in der Nachbarschaft und wäre somit ideal – aus ihr würde damit Café unter Palmen.

Ralph Hub, Daniel Aschoff

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