"Schon seit Jahren voll": Deutschen Tierheimen fehlt Geld – so ist die Lage in München

Der Deutsche Tierschutzbund sieht Tierheime mangels finanzieller Sicherung in Gefahr. "Die Lage heute ist so dramatisch wie noch nie", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds.
Grund dafür seien etwa "leere Versprechungen" der gebrochenen Ampel-Regierung und geringe Unterstützung durch die Kommunen.
Notlage in Münchens Tierheim: "Wir brauchen keine goldenen Wasserhähne"
Die Ampel-Koalition habe im Koalitionsvertrag Hilfe zugesichert. "Darin hieß es: "Tierheime werden wir durch eine Verbrauchsstiftung unterstützen", zitiert Schröder. Eine solche Stiftung hätte Tierheime langfristig unterstützen können, indem der Bund einen festen Betrag investiert und über Jahre in Raten hätte auszahlen können, erklärt er.

Laut Schröder fehlt es unter anderem an Mitteln für grundlegende Infrastruktur wie Krankenstationen oder energetische Sanierungen. "Wir brauchen keine goldenen Wasserhähne, sondern Maßnahmen, die uns handlungsfähig machen." Der Investitionsstau beläuft sich seinen Schätzungen zufolge auf rund 160 Millionen Euro – allein bei den 550 Heimen, die dem Verband in Deutschland angeschlossen sind.
Kommunen ziehen sich aus der Verantwortung
Bis zuletzt habe es keine Verhandlungen mit Berlin gegeben. "Es gab nicht mal einen Versuch, eine Fördersumme in den Haushalt einzustellen", sagt Schröder. Mit dem Aus der Ampel sei nun endgültig klar, dass keine Hilfe vom Bund zu erwarten sei. Mit fatalen Folgen: "Wenn die Tierheime nicht bald schnelle Hilfe bekommen, wird der praktische Tierschutz nicht mehr existieren", warnt Schröder.
Hinzu komme die Überfüllung vieler Tierheime, die sich zunehmend mit Fundtieren konfrontiert sehen. Für deren Betreuungskosten seien laut Schröder die Kommunen zuständig – doch diese würden sich der Verantwortung entziehen. "Wir fühlen uns von den Kommunen im Stich gelassen", beklagt er und spricht von "emotionaler Erpressung": "Die Kommunen wissen, dass die Heime es nicht übers Herz bringen, die Tiere nicht aufzunehmen."
Einheitliche Regelungen gibt es nicht
Oft müssten Einrichtungen mühsam über Fundtierverträge verhandeln. "Manche Kommunen zahlen minimale Pauschalbeträge, andere übernehmen die Kosten nur für wenige Wochen", kritisiert Schröder.
Eine einheitliche Regelung gebe es nicht. Besonders die Ausgaben für die Resozialisierung schwer vermittelbarer Hunde seien in vielen Fällen nicht gedeckt. "Am Ende stehen wir als Tierschützer vor den Rathäusern wie Bettler", so der Tierschutzbund-Präsident.
In München ist die Lage besser
Das fehlende Geld müssten die Heime aus eigenen Mitteln aufbringen. "Das bedeutet, dass Spenden, Mitgliedsbeiträge und Erbschaften genutzt werden, um kommunale Aufgaben zu finanzieren", sagt Schröder.
Beim Münchner Tierheim ist die Lage etwas besser. "Wir haben Verträge mit der Stadt München", sagt die Pressesprecherin des Münchner Tierschutzvereins, Kristina Berchtold. Damit würden Fundtiere finanziert. Abgabe- und Wildtiere fielen allerdings nicht unter diese Vereinbarung. Diese müssen mit eigenen Mitteln versorgt werden. Besonders die Zahl an Wildtieren wie Igeln oder heimischen Vögeln nehme derzeit zu.
7000 Tiere fanden im Münchner Tierheim eine Unterkunft
"Generell sind wir schon seit Jahren voll", sagt Berchtold. Vor allem, weil es viele sehr betreuungsintensive Tiere gebe, die schwer vermittelbar seien. Ende Dezember lebten insgesamt 725 Tiere im Münchner Tierheim. Übers gesamte Jahr hinweg fanden um die 7000 dort eine Unterkunft – davon 4000 wilde Tiere.

Das Tierheim deckt laut Berchtold seine Ausgaben bis zu zehn Prozent mit den Geldern der Stadt München, die restlichen 90 Prozent werden aus Spenden- oder Mitgliedsbeiträgen finanziert. Es gebe zwar auch in München Spender, die abspringen würden, regelmäßig kämen aber auch wieder neue hinzu – ebenso wie neue Mitglieder.