Schon 10000 Mitglieder im Qualm-Verein
Der »Verein zum Erhalt der Wirtshauskultur« wächst und wächst. So schnell wie kein anderer Verein in Bayern. Er will für die alten Raucherzeiten und das Überleben der Wirte kämpfen.
MÜNCHEN Einen ersten großen Sieg können Bayerns gebeutelte Raucher schon mal feiern: Rund 10 000 Menschen sind schon Mitglied geworden im „Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur“ (VEBWK). Und das nur binnen zwei Monaten. Denn der Verein, der gegen das Rauchverbot in Kneipen, Bars und Restaurants kämpft, ist erst am 5. Dezember 2007 von 16 Leuten gegründet worden.
„Wir sind der am schnellsten wachsende Verein Bayerns“, sagt Landesgeschäftsführer Heinrich Kohlhuber mit stolzer Stimme. Schließlich sind die Beschützer der Wirtshauskultur jetzt so etwas wie der FC Bayern der Raucher. Wie viele Mitglieder es genau sind, weiß Kohlhuber aber nicht. „Wir können gar nicht alle Aufnahmeanträge bearbeiten! Wir arbeiten die Stöße ab so schnell wir können.“ Das 10000. Mitglied will der Verein dann offiziell vorstellen.
Seinen rasanten Erfolg verdankt der Verein ironischerweise dem bayerischen Nichtraucherschutzgesetz. In dem klafft eine kleine, aber nicht unwichtige Lücke: In geschlossenen Gesellschaften dürfen die Bayern auch 2008 weiter rauchen. VEBWK-Mitglieder bekommen gegen eine geringe Gebühr (ein Euro im Monat für die Gäste) einen Ausweis und können in teilnehmenden Gaststätten einfach weiter rauchen. Wie zu alten Raucherzeiten.
Auch eine Liste der teilnehmenden Gaststätten ist auf der Vereins-Homepage online (www.rauchenerlaubt.de). Sie wird ständig aktualisiert. Dass der Verein an sich den meisten Wirten völlig egal ist, und sie sich und ihre Gäste nur anmelden, weil das Geld bringt, findet Heinrich Kohlhuber ganz normal: „Wir sind kein reiner Raucherclub, haben auch andere Ziele. Aber die Wirte benutzen unser Instrument gegen das Rauchverbot – und das völlig zu Recht, schließlich geht es für die meisten Wirte ja ums nackte Überleben.“ Thomas Gautier