Schörghuber: So stark ist die Chefin
MÜNCHEN - Seit November 2008 führt Alexandra Schörghuber das Bau- und Brau-Imperium: Jetzt schildert sie in einem Interview, wie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes die Nachfolge gelungen ist.
Er starb völlig unerwartet: Am 25. November 2008 erlag der Unternehmer Stefan Schörghuber mit 47 Jahren einem Herzinfarkt. Doch die bange Frage, was aus dem Bau- und Brauimperium werden würde, kam gar nicht erst auf: Seine Witwe Alexandra Schörghuber übernahm das Unternehmen (6300 Mitarbeiter, über eine Milliarde Euro Umsatz). Schon am Todestag stellte sie sich mit ihren drei Kindern vor die Belegschaft und machte den Mitarbeitern Mut. Jetzt beschreibt sie erstmals in einem Interview, wie die Nachfolge gelungen ist – auch durch den starken Familien-Zusammenhalt.
Die gelernte Hotelkauffrau Alexandra Stumpf hatte Stefan Schörghuber 1988 geheiratet, 20 Jahre lang stand sie bei der Führung des Familienimperiums an seiner Seite. Im Interview mit dem „Unternehmer Magazin“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sagt die 51-Jährige: „Bei meinem Mann und mir gehörte der intensive Austausch über unser Unternehmen immer dazu. Die gemeinsamen Gespräche übers Geschäft waren dabei immer Lust, nie Last.“ Er weihte sie in seine Pläne ein, sie wusste über alle Vorgänge Bescheid.
Nicht ins kalte Wasser geworfen
Nach dem Tod ihres Mannes war sie vorbereitet. Sie sagt: „Ich wurde also nicht ins kalte Wasser geworfen.“ Sie kannte das Unternehmen, zu dem unter anderem Paulaner und die Arabella-Hotels gehören. Und sie wusste, dass sie starke Stützen braucht. Schörghuber setzte mit Klaus N. Naeve den ehemaligen Finanzchef als Vorstandsvorsitzenden ein. Über diesen Schritt sagt sie: „Ich konnte und wollte nicht in die Fußstapfen meines Mannes treten.“ Naeve ist für die Unternehmerin „eine absolute Vertrauensperson und nicht zuletzt dank seiner enormen Erfahrung die beste Lösung für den Vorstandsvorsitz.“
Alexandra Schörghuber selbst ist auch Mitglied im Vorstand und Vorsitzende des Stiftungsrats – quasi des Aufsichtsrats. „Durch meine Doppelfunktion sind wir noch ein kleines Stück wendiger“, sagt sie. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt auf der Hand: „Indem ich dem Vorstand angehöre, finden die Belange der Familie direkte, unmittelbare Berücksichtigung bei allen Entscheidungen.“
Stets hat die gebürtige Frankfurterin eigene unternehmerische Ambitionen verfolgt. „Ich war in den vergangenen zehn Jahren im Management tätig, allerdings nicht in der Unternehmensgruppe, sondern im Privatbereich der Familie. Als die Kinder schon etwas älter waren, wollte ich wieder etwas Eigenes machen. Und begann 1998 mit einer Fischzucht in Chile.“
Ihre Kinder stehen im Zentrum
Ihren eigenen Managementstil beschreibt sie als offen, „mein Mann war eher introvertiert, mir fällt es leicht, auf Menschen zuzugehen“. Eines aber haben sie gemeinsam: Der Ärger, wenn jemand das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht.
Die zentrale Rolle in ihrem Leben spielen nun die Kinder. Tochter Stefanie (20) studiert, Michaela ist 18 und Florian 15. „Durch den Schicksalsschlag sind meine Kinder und ich noch näher zusammengerückt“, bekennt sie. Die drei geben ihr großen Rückhalt und trotz der Verantwortung im Unternehmen bleibt genug Zeit. „Außerdem kann man viel organisieren, wenn man dies auch wirklich möchte, beispielsweise die Zeiten, in denen wir alle zusammen sind. Bis jetzt klappt das sehr gut. Durch den Schicksalsschlag sind meine Kinder und ich noch stärker zusammengewachsen.“
Alexandra Schörghuber rät anderen Familienunternehmern, frühzeitig Vorkehrungen für die Nachfolge zu treffen – sie selbst geht dabei ganz offensichtlich mit gutem Beispiel voran.
rie
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