"Der erste Eindruck trügt oft"

München - Mode-Fotograf Andreas Ortner entscheidet in der Jury mit, wer „Schöne Münchnerin 2012“ wird. Hier verrät er, worauf's ankommt
AZ: Sie waren selbst Model, sind jetzt Fotograf – können Sie bereits auf den ersten Blick erkennen, ob jemand zum Model taugt – oder nicht?
ANDREAS ORTNER: Es gibt immer wieder Überraschungen. Manchmal kommen richtig teure Models zu mir ins Studio, mit Trainingsanzug, ungeschminkt und mit zusammengebundenen Haaren. Auf der Straße würde man ihnen keinen zweiten Blick gönnen. Dann gehen sie in die Maske, kriegen ein Make-Up und sehen atemberaubend aus. Das sind Mädchen, die 10000 Dollar am Tag verdienen. Der erste Eindruck trügt also oft. Andererseits gibt es Grundkriterien, die jedes Model mitbringen muss und die man sofort erkennt...
Welche denn?
Die Größe natürlich und bestimmte Features wie schmale Nasen, volle Lippen und breitere Wangenknochen. Was empfehlen Sie den Top Ten am Final-Abend der „Schönen Münchnerin“? Beine rasieren! (lacht) Nein, im Ernst: Körperpflege ist ein Muss. Die Persönlichkeiten sind verschieden, man muss sich nicht anpassen, um ein Ideal zu verkörpern, sondern man sollte man selbst sein – aber gepflegt!
Sie sitzen, wie die letzten drei Jahre, in der Jury. Sind sich die Juroren immer einig?
Louisa von Minckwitz und ich sind meist einer Meinung. Wir wollen ein Mädchen zur Siegerin machen, das wirklich in dem Business arbeiten kann. Die anderen Juroren hätten manchmal gern die sympathischste Bewerberin. Aber wir setzen uns dann zusammen und legen das Für und Wider auf den Tisch. Am Ende gehen wir meist konform. Alice, die Siegerin aus dem vergangenen Jahr, ist ein wunderbares Mädchen, mit dem ich auch schon geshootet habe. Der Kunde war sehr zufrieden mit ihr.
A propos „geshootet“ – Sie haben auch die Mädchen für Germany’s Next Topmodel fotografiert!
Ja, das war in der letzten Staffel ein Shooting im Haus von Charlize Theron in Los Angeles. Hat Spaß gemacht. Ich war aber auch als Juror in der österreichischen Variante der Sendung, bei Austria’s Next Topmodel, mit Lena Gercke.
Sie waren Model und sind Fotograf – stehen Sie lieber vor oder hinter der Kamera?
Die Arbeit hinter der Kamera ist viel schöner, weil sie vielseitiger ist. Ich kann jetzt Castings und Shootings organisieren, mache schöne Bilder – als Model gehst du zu einem Job und bist im Prinzip ein Kleiderständer. Du kannst nur wenig beeinflussen. Deshalb fotografiere ich lieber.
Aus professioneller Sicht: Ist die „Schöne Münchnerin“ ein gutes Sprungbrett für ein Jung-Model?
Absolut! Das ist ja kein Kaufhaus-Wettbewerb, sondern ein guter Contest mit einer bestens besetzten Jury. Die Mädchen kriegen wirklich eine Chance, wir öffnen ihnen Türen. Letztlich liegt es aber an der Siegerin, ob sie wirklich etwas aus sich macht. Alice aus dem letzten Jahr ist das sehr gut gelungen, sie hat viel gelernt und wird gut gebucht!