Schockanrufe: Betrüger bringen zwei Münchnerinnen um viel Geld
München - Sie ärgere sich über sich selbst, sagt die 72-Jährige am Montag im Zeugenstand. Die Münchnerin ist am 18. März dieses Jahres Opfer von Betrügern geworden, die vornehmlich ältere Menschen anrufen und ihnen eine schockierende Geschichte auftischen, um an ihr Geld zu kommen.
"Ich hab' am ganzen Körper gezittert"
"Ich war sehr, sehr naiv“, erklärt die 72-Jährige vor Gericht. Aber sie erklärt sich das selber mit ihrem Zustand damals. "Ich hab’ am ganzen Körper gezittert“, erinnert sie sich an diesen Tag. Sie verlor durch den Betrug unter anderem österreichische Goldmünzen im Wert von etwa 45.000 Euro.
Auf der Anklagebank sitzen zwei weitgehend geständige Männer (39 und 44). Beiden wird gewerbsmäßiger Bandenbetrug vorgeworfen.
Vorwand der Betrüger: Schwerer Unfall eines Familienmitglieds
Der Modus Operandi der Schockanruf-Betrüger: Ein Anrufer, der "Keiler“, behauptet, dass ein schwerer Unfall passiert sei. Die jeweiligen Unfallfahrer (angeblich Verwandte oder Bekannte des Opfers) bräuchten Geld, um die Kaution oder die Behandlung im Krankenhaus zu bezahlen.
Täter leugnet Teil eine Bande zu sein
Die Opfer werden dann dazu gebracht, ihre gesamten Ersparnisse und Wertgegenstände einem Abholer zu übergeben, der die Beute dann an einen "Logistiker“ abgibt.
"Die strenge Trennung der Kommunikation von Anrufer, der mit den Geschädigten Kontakt aufnimmt, und Logistiker, der die Abholerteams koordiniert, soll das Erkennen von Tatzusammenhängen verhindern", erklären die Ermittler.
Der 44-Jährige gibt die Taten zwar zu, will aber keinesfalls Teil einer Bande gewesen sein. Er habe einen Telefonanruf bekommen, sollte für ein Entgelt eine Person in Frankfurt abholen und nach Polen bringen. Vor Ort angekommen, habe diese Person aber plötzlich gesagt, dass er nur einen rosa Beutel mitnehmen solle.
Staatsanwältin rät dem Opfer: Namen aus dem Telefonbuch löschen
Als er aber in den Beutel geschaut habe, habe er Geld und Goldbarren gesehen: "Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass da was stinkt." Kurz darauf wurden beide Angeklagte festgenommen. Das zweite Opfer (82) erklärt, dass es seitdem "immer Angst habe".
Die Staatsanwältin hat noch einen Tipp für die Frau parat: "Lassen Sie Ihren Namen aus dem Telefonbuch löschen, dann bekommen Sie keine solchen Anrufe mehr." Im Zuschauerraum wird heftig genickt. Es ist die Tochter der 82-Jährigen. Sie hat die Löschung für ihre Mutter bereits veranlasst.