Schock-Bilder: Körperschmuggler verstecken Koks

Für ein paar hundert Euro riskieren Drogenkuriere ihr Leben. In der AZ erklärt ein Fahnder des Zollfahndungsamts München, wie das gefährliche Geschäft funktioniert.
Thomas Gautier |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Links: Das Röntgenbild eines Körperschmugglers - die Kokainpäckchen (Bild rechts) sind weiß zu sehen.
dpa 9 Links: Das Röntgenbild eines Körperschmugglers - die Kokainpäckchen (Bild rechts) sind weiß zu sehen.
er Tod im Röntgenbild: Die weißen Flecken sind Päckchen voller Kokain im Magen und Darm eines Schmugglers.
9 er Tod im Röntgenbild: Die weißen Flecken sind Päckchen voller Kokain im Magen und Darm eines Schmugglers.
Auch Frauen tragen die tödliche Fracht in sich – sie machen etwa ein Drittel der Drogenboten aus
9 Auch Frauen tragen die tödliche Fracht in sich – sie machen etwa ein Drittel der Drogenboten aus
Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Zollfahndungsamt 9 Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Zollfahndungsamt 9 Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Zollfahndungsamt 9 Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
Zollfahndungsamt 9 Koksbeutel im Körper: Die Schock-Fotos vom Zoll
68 Kondome voller Kokain – so viel hatte der letzte Drogenkurier in seinem Körper.
9 68 Kondome voller Kokain – so viel hatte der letzte Drogenkurier in seinem Körper.
Ein vom Zollfahndungsamt Muenchen am Freitag (17.02.12) herausgegebenes Foto zeigt Kokainbeutel, die am Dienstag (14.02.12) nach einer Kontrolle am Muenchner Flughafen im Koerper eines 45 Jahre alten Kolumbianers gefunden wurden. Mit 68 Kokainbeuteln im Koerper ist der Reisende am Flughafen aufgegriffen worden.
dapd 9 Ein vom Zollfahndungsamt Muenchen am Freitag (17.02.12) herausgegebenes Foto zeigt Kokainbeutel, die am Dienstag (14.02.12) nach einer Kontrolle am Muenchner Flughafen im Koerper eines 45 Jahre alten Kolumbianers gefunden wurden. Mit 68 Kokainbeuteln im Koerper ist der Reisende am Flughafen aufgegriffen worden.

Im Airbus 346 von Sao Paulo nach München trennt nur eine dünne Hülle aus Aluminium und Kunststoff die Passagiere vom sicheren Tod. Reißt sie, war’s das. Manchem Fluggast geht es im Inneren ganz ähnlich – sein Leben hängt an einer hauchfeinen Schicht Gummi. Platzt eines der kokaingefüllten Kondome in seinem Darm, ist der Drogenkurier tot.

MÜNCHEN - Diese „Bodypacks“ sind eine lebensgefährliche und menschenverachtende Art des Drogenschmuggels – und doch ziehen Zollfahnder am Münchner Flughafen immer mehr Menschen mit Bodypacks heraus. 2010 erwischten sie einen, 2011 waren’s plötzlich neun, und 2012 bereits drei – der letzte flog am vergangenen Dienstag mit zwei Kilo flüssigem Kokain im Körper auf.

Als Beweis dient den Fahndern ein Röntgenbild. Darauf ist jedes Päckchen Drogen im Bauch des Boten deutlich zu sehen: weiß und walnussgroß – genau so sieht die Mafia von innen aus.
Jürgen Thiel, Sachgebietsleiter Rauschgift beim Zollfahndungsamt München, erklärt, wer die Kuriere sind, wie die tödlichen Drogen in ihre Körper kommen – und warum sie für ein paar hundert Euro ihr Leben riskieren.

Die typische Reise eines Bodypack-Kuriers – die jederzeit die letzte sein kann:


DER BOTE ist meistens 20 bis 50 Jahre alt und männlich – nur ein Drittel sind Frauen. Er stammt typischerweise aus Osteuropa, „manchmal aber auch aus Deutschland“, sagt Thiel. Die Dealer ködern ihn mit einer Urlaubsreise an den sonnigen Stränden Brasiliens. Manchmal bieten sie ihm auch bis zu 3500 Euro dazu – Geld, das er für die dringende Operation eines Verwandten gut brauchen kann.




DIE HINREISE geht über verschlungene Wege nach Brasilien – oft über Amsterdam, wo viele Bosse sitzen. Von dort teilen sie den Boten je nach Nachfrage ein, „das läuft bedarfsgerecht ab“, so Thiel.


DER URLAUB ist auf den ersten Blick ganz schön. Nach seiner Ankunft in Sao Paulo oder Rio de Janeiro holen Bandenmitglieder den Boten ab und stecken ihn in ein Hotel in einem Touristengebiet. Manchmal bekommt er 500 Euro Taschengeld. Dort bleibt er dann „ein, zwei Wochen“, sagt Jürgen Thiel. Vorher nimmt man ihm seinen Pass weg – „der Mensch ist für die Drogenschmuggler nur ein Transportmittel“, sagt der Zollfahnder. „Und so wird er auch behandelt.“




DIE SCHLUCKER-FARM
folgt auf die Ferien. In billigsten Absteigen auf dem Land muss der Kurier unter Anleitung das Schlucken der Drogenpäckchen üben. Das tut er mit großen Trauben oder Holzstücken, bis er möglichst viele der fünf bis acht Zentimeter daumendicken Packs runterkriegt. „Manche schaffen 50 Stück, manche 70, 80, 100“, sagt Thiel. „In Einzelfällen hatten welche sogar 130 im Körper.“ Das entspricht etwa 1,5 Kilo Kokain.




DER RÜCKFLUG dauert wie die Hinreise ein bis zwei Tage, „um Spuren zu verwischen“, so Thiel. Um zu verhindern, dass der Bote Päckchen ausscheidet, bekommt er Medikamente verabreicht. Passiert es doch, steckt er sie in sein Gepäck und riskiert, aufzufliegen. „Manche schlucken die Packs deshalb einfach noch einmal“, sagt Thiel.




DER ZOLL am Flughafen München – für den Boten die kritischste Stelle. Auch wenn sein Ziel nicht in Deutschland liegt, muss er im ersten EU-Einreiseland durch die Kontrolle. Etwa 100 erfahrene Zollbeamte warten auf ihn. Um möglichst unauffällig zu erscheinen, wird er wie ein Mittelständler oder Geschäftsmann gekleidet. „Arme Leute fliegen ja selten“, so Thiel.


DIE KLINIK gehört eigentlich nicht zur typischen Reise des Boten. Die wenigen, die auffliegen, „sind nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Zollfahnder Thiel. Hat ein Beamter den Boten im Verdacht, wird er im Klinikum Erding geröntgt – Drogenspürhunde können das Kokain im Körper nicht erschnüffeln. Auf dem Bild sind die Packs als weiße Flecken zu sehen, jedes etwa so groß wie die kleine gelbe Dose in einem Überraschungsei.




DER BOTE kommt sofort auf die Intensivstation – jeden Moment kann ein Kondom reißen. „Das führt zu einer Vergiftung, die es fast unmöglich macht, ihn noch zu retten“, sagt Thiel. Dann heißt es warten, bis der Bote die Packs – unter strengster Beobachtung – ausscheidet. Abführmittel bekommt er meist nicht, „sie könnten dazu führen, dass ein Kondom reißt“, sagt Thiel. Meist dauert es ein paar Tage – „manchmal eine Woche“.

Ist alles weg, kommt der Bote in U-Haft – danach darf ein Beamter die Beweise säubern. Dafür bekommt er eine Schmutzzulage, „ein einstelliger Euro-Betrag“, sagt Thiel. Aber immerhin: Andere hätten damit sonst Millionen verdient.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.