Schnupfen, Stress, Rückenweh: So (gut) geht's München
München - Ob’s am Schönwetter-Föhn liegt, an den Parks, Seen und Bergen vor der Haustür, der Bioladendichte – oder schlicht daran, dass die Jobmaschine München viele jüngere Menschen an die Isar holt, ist noch nicht grundlegend erforscht. Fakt aber ist wohl: Wir Münchner sind gesünder als die Restbayern oder Bundesdeutschen. Zumindest melden wir uns deutlich seltener krank im Job.
Das jedenfalls geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport 2016 der DAK-Krankenkasse (100 000 Versicherte in München) hervor, für den 5000 Beschäftigte befragt worden sind.
Und noch zwei Ergebnisse lassen aufhorchen: Münchens Frauen haben ein Drittel mehr Fehltage als ihre männlichen Kollegen. Und: Münchner leiden offenbar weit mehr an Stress und Depressionen, als die Menschen anderswo in der Republik.
Die Fehltage im Job
Das ist schon ein auffälliger Punkt in der Statistik: Nehmen wir eine Firma mit 100 Mitarbeitern. Während im Bundesschnitt in dieser Firma letztes Jahr jeden Tag 4,1 Mitarbeiter wegen Krankheit fehlten, waren es in Bayern nur 3,6 Leute. Und in München: nur 2,9.
Wieviel Prozent der Leute einer Firma fehlen täglich wegen Krankheit? Im Bund 4,1 – in München 2,9 Prozent.
Nur in Starnberg gibt’s noch weniger Krankmeldungen (2,7). Ob dort dank der höchsten Millionärsdichte der Republik weniger gearbeitet wird, und das als Erklärung taugt, ist nicht untersucht worden. Am meisten in Bayern fehlen die Schweinfurter bei der Arbeit. Da bleiben in einer 100-Mitarbeiter-Firma täglich 4,6 Menschen per Krankschreibung daheim.
Wer wie lange im Bett bleibt
Mal vorneweg: Die Hälfte aller Arbeitnehmer in München meldet sich laut dieser Studie nie krank. Bei den anderen schaut’s so aus: Ein Drittel fehlte 2015 einen bis drei Tage, ein weiteres Drittel bis zu einer Woche. Nur ein kleiner Teil der Münchner Krankmelder (3,3 Prozent) blieb mehr als sechs Wochen weg. Diese wenigen Langzeitkranken verursachen allerdings 41 Prozent der gesamten Fehltage in München.
Die Krankheiten
Die heftige Grippewelle letztes Jahr hat die Statistik ein bisschen verändert. Denn nun stehen Husten, Schnupfen, Bronchitis & Co auf Platz eins. 18,8 Prozent der Krankgemeldeten (also fast jeder fünfte) gaben Probleme mit dem Atmungssystem als Grund an.
Diese Krankheiten verursachen 2015 die meisten Fehltage in München. Auf den ersten drei Plätzen: Erkältungen, Depressionen und Rückenweh.
Gleich dahinter folgen psychische Erkankungen wie Depressionen. Und Probleme mit Muskeln und Skelett – in München, wo viele Mitarbeiter über Stunden bewegungsfrei am Schreibtisch sitzen, klagen Viele insbesondere über Rücken- und Nackenweh.
In Sachen Depressionen sind die Münchner innerhalb Bayerns übrigens führend. Das kann einerseits daran liegen, dass hier die Psychologendichte deutlich größer ist als in ländlichen Gegenden (und deshalb psychische Krankheiten einfach häufiger als solche diagnostiziert werden).
Andererseits lässt sich annehmen, dass Münchner im Alltag häufiger unter (Psycho-)Stress leiden als die Menschen auf dem Land (hohe Mieten, Geldsorgen, beengtes Wohnen, hohe Single und Alleinerziehenden-Dichte, Doppelbelastung der Frauen).
Männer leiden anders als Frauen
In München erkranken Männer häufiger als Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einem Herzinfarkt (plus 63 Prozent). Umgekehrt haben Münchnerinnen mehr Ausfalltage wegen Depressionen (plus 57 Prozent).
Auch bei den Krebsleiden liegen sie weit vor den Männern (plus 92 Prozent), was daran liegt, dass Brustkrebs häufig auch jüngere, erwerbstätige Frauen trifft, während Prostatakrebs, der häufigste Krebs bei Männern, oft erst im Rentenalter auftritt, und dann in dieser Statistik nicht erfasst ist.
Frauen fehlen öfter
Frauen melden sich laut der Studie deutlich häufiger krank im Job als Männer – und zwar vor allem an der Isar. Während jeder werktätige Münchner Mann im Durchschnitt 9,3 Arbeitstage fehlte, blieb jede Frau zwölf Arbeitstage daheim (das ist ein Unterschied von 29 Prozent).
Bayernweit ist der Unterschied deutlich kleiner (Männer: 12,8 Tage, Frauen: 13,5 Tage). Jede dritte Frau in Bayern gab übrigens auch an, sich arbeitsunfähig gemeldet zu haben, weil ihr Kind krank war und sie keine andere Betreuungslösung gefunden habe.
Männer sind seltener beim Arzt
Dass Männer weniger Fehltage haben, könnte auch daran liegen, dass sie schlicht seltener zum Arzt gehen (im Schnitt nur vier Mal pro Jahr, Frauen dagegen sieben Mal). Allerdings bleiben Männer, wenn sie sich denn schon mal krankmelden, länger daheim als Frauen.
Auch die Jungen leiden
Selbst junge Berufsstarter plagen sich laut einer weiteren Gesundheitsstudie schon häufig mit typischen Volkskrankheiten herum.
Mehr als jeder Dritte der 16- bis 30-Jährigen leidet schon unter Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, bei jedem Vierten wurden schon einmal psychische Erkrankungen diagnostiziert. Das zeigt der neue Barmer-Gesundheitsreport, der gestern vorgestellt wurde. Jüngere Mitarbeiter sind zudem häufiger krankgeschrieben als ältere, heißt es darin weiter.
Stress und allgemeine Belastung am Arbeitsplatz nehmen überhand, erklärte Professor Christian Scholz von der Universität des Saarlandes, weshalb die sogenannte Generation Z der 16- bis 30-Jährigen auf Abwehr schalte. Die Altersgruppe, die jetzt am Start ihres Arbeitslebens stehe, trenne sehr klar zwischen Berufs- und Privatleben, um so Stress zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen.
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