Schnuller-Englisch in Elite-Kita
MÜNCHEN - In Freimann starten Kinder schon mit zwei Jahren mit dem Sprach-Unterricht. Im ersten Internationalen Kids Campus wachsen Münchens neue Super-Zwergerl heran.
So hatte sich Regina Albrecht das nicht vorgestellt, als sie 2006 aus Singapur zurückkehrte. Zwei Jahre war ihr Sohn Yannick dort in einen internationalen Kindergarten gegangen und hatte so in kürzester Zeit mühelos Englisch gelernt. Doch in München hatte Yannick diese Möglichkeit nicht: „Hier ließ man die ersten Jahre, in denen Kinder einfach und spielerisch eine zweite Sprache erlernen, völlig ungenutzt verstreichen.“
Das kann so nicht weitergehen, dachte sich die gelernte Grafikdesignerin – und wurde aktiv: Heraus kam der erste Internationale Kids Campus, eine zweisprachige Ganztages-Vorschule. In der Edmund-Rumpler-Straße werden seit einem halben Jahr rund 20 Kinder im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren nach dem Vorbild internationaler Vorschulen gefördert. In Zukunft sollen es bis zu 120 Kinder sein.
Spielerisch zur fremden Sprache
„Stoisches Vokabelpauken gibt es bei uns aber nicht“, beruhigt Sprecherin Alexandra Köhnlechner. Stattdessen tauchen die Kinder nach den Regeln der Immersionsmethode spielerisch in die fremde Sprache ein. Jede Gruppe wird von zwei Erzieherinnen betreut, von denen die eine Englisch, die andere Deutsch als Muttersprache spricht. Jede Betreuerin redet nur in ihrer Sprache mit den Kindern. Die Erfolge des Schnuller-Englisch’ können sich sehen lassen.
Studien internationaler Kindergärten zeigen, dass die Kinder bei der Einschulung über ähnliche Englischkenntnisse verfügen, wie ein Gymnasiast, der bis zu sechs Jahre Englisch gepaukt hat. Ein enormer Vorteil in einer immer globaler werdenden Welt.
Mathematik, Sport, Musik
Trotzdem kommen auch andere Fähigkeiten nicht zu kurz. Spielerisch werden mathematische Grundkenntnisse vermittelt, sportliche und musische Fähigkeiten gefördert oder an der Staffelei mit Pinseln hantiert. Die Erzieher proben Theaterstücke, studieren Tanz-Projekte ein und versuchen, die Neugierde der Kinder zu fördern: „Die Lehrer übernehmen dabei eine unterstützende und motivierende Rolle“, sagt Albrecht.
Kein Frage, dass das auch seinen Preis hat. Der Jahresbeitrag für einen dreiviertel Tag beträgt knapp 8000 Euro, für die Ganztagesbetreuung müssen sogar über 10000 Euro ausgegeben werden, zuzüglich einer einmaligen Anmeldegebühr von 729 Euro. Zum Vergleich: Der Höchstsatz in einem städtischen Kindergarten liegt bei 5052 Euro.
Diamantringe und teure Pelzmäntel sieht man bei Elternabenden der „Elite-Kita“ trotzdem kaum. „Die meisten Eltern sind normale Leute, die ihren Kindern lediglich einen optimalen Start ermöglichen wollen“, sagt die Sprecherin.
Deshalb wird der Kindergarten auch weiter wachsen. Bereits im September soll das neue Zentrum an der Lerchenauer Straße eröffnet werden, in dem insgesamt sechs Gruppen untergebracht sein werden (Tel. 85853699). Viel Platz für Münchens neue Super-Zwergerl.
Daniel Aschoff
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