„Schmutzige Methoden“

Nach dem Hygiene-Skandal der Wiesn-Wachedes BRK klagt ein Notarzt an: „Patienten wurden von Ärzten abgezockt“ – der Sanitätsdienst auf der Wiesn wird jetzt ab 2011 neu ausgeschrieben
von  Abendzeitung
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Illustration © BRK-Berchtesgaden

MÜNCHEN - Nach dem Hygiene-Skandal der Wiesn-Wachedes BRK klagt ein Notarzt an: „Patienten wurden von Ärzten abgezockt“ – der Sanitätsdienst auf der Wiesn wird jetzt ab 2011 neu ausgeschrieben

Das BRK stand schon lange vor dem jetzt aufgedeckten Hygiene-Skandal auf der Wiesn-Wache in der Kritik. Feuerwehrnotarzt und SPD-Stadtrat Josef Assal hat immer wieder moniert, dass dort vieles im Argen liege: „Da wurden Patienten abgezockt!“ Seit langem wird gestritten, wer die Aufsicht über die „Wiesn-Klinik“ hat.

Seit die Stadt das Wiesn-Servicezentrum 2004 neu gebaut hat, hätten BRK-Ärzte dies als ihre Wiesn-Praxis missbraucht, klagt Josef Assal. Die Ärzte sind inzwischen vom BRK gefeuert worden: Sie hatten im vorigen Jahr die Blutwerte von 405 alkoholisierten Besuchern für eine Studie weitergegeben. Ein Skandal.

„Die ehrenamtlichen Sanitäter mussten am Eingang die Praxisgebühr kassieren“, berichtet Assal. Dann ging’s rein – in die Gelddruck-Praxis. Denn auch mit den Kassen sei abgerechnet worden. Bei 3754 Patienten, die nach Angaben des BRK dort voriges Jahr ärztlich versorgt wurden, kommt da schon einiges zusammen.

„Dass da was entdeckt wurde, wundert mich überhaupt nicht“, meint Notarzt Assal: „Diese Ärzte haben die hervorragende Arbeit der ehrenamtlichen Sanitäter mit schmutzigen Instrumenten und schmutzigen Methoden missbraucht.“ Da sei in einer „chirurgischen Wald- und Wiesn-Praxis“ gearbeitet worden, ohne geeignete Diagnose-Geräte zu haben. Assal: „Ich habe einen Patienten gesehen, dem eine Schnittwunde behandelt wurde. Doch keiner hat gesehen, dass da auch die Sehne durchschnitten war.“

Jetzt werde es „höchste Zeit, dass der funktionierende, ehrenamtliche Sanitätsdienst davon getrennt wird“, so Assal. Was jetzt auch passiert: Die Stadt wird erstmals auf der Wiesn Notarzt und Rettungswagen vom Sanitätsdienst trennen. „Den Notarzt-Dienst machen wir mit der Feuerwehr selbst“, so KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle zur AZ. „Wir hatten auch Zweifel, ob das beim BRK richtig untergebracht war.“ Außerdem wird die Stadt nach den zwei handfesten Skandalen den Sanitätsdienst ab 2011 ausschreiben. Dann fällt das BRK-Monopol.

Wie berichtet, war auf der Wiesn-Wache des BRK geschlampt worden: Kein keimfreier Raum, rostige Scheren, verstaubtes Sterilgut und anderes mehr. Die verantwortlichen Ärzte sind bereits entlassen. Das BRK hatte das selbst aufgedeckt, als es intern den Bluttest-Skandal aufklärte.

„Es handelt sich um behebbare Mängel“, so die Münchner BRK-Vorsitzende Hildegard Kronawitter. Das BRK habe „unverzüglich“ erste Maßnahmen eingeleitet, die bis zur nächsten Wiesn fertig würden.

Willi Bock

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