Schmuggel-Pärchen vor Gericht: 550 Kilo Cannabis im Wohnmobil
MÜNCHEN - Zwei Münchner haben, getarnt als Urlauber, in rauen Mengen Rauschgift aus Marokko eingeschmuggelt. Seit Dienstag stehen die Hotelfachfrau und der Nachtportier in München vor Gericht.
Blond, jung und leichtsinnig: Die damals 22-jährige Hotelfachfrau Angela F. dachte nicht lange nach, als ihr Kollege einen Trip im Wohnmobil von Spanien nach Marokko vorschlug: „Er hat es mir so erzählt, dass wir nach Madrid fliegen und von dort aus eine Woche im Womo Urlaub in Marokko machen.“ Auf der Rückreise würden sie etwas Illegales mitnehmen und das Womo in Madrid stehen lassen. „Er sprach von ein paar leichten Drogen. Ich habe dafür 5000 Euro bekommen.“
Was Angela F. Ende März 2007 nicht ahnte: Die spanische Drogenmafia hatte in Marokko in die Wasser- und Toilettentanks ihres Wohnmobils Concorde (Wert 110 000 Euro) 550 Kilo Cannabis eingebaut. Sogar der spanische Zoll wurde von der Mafia geschmiert. „Als wir ausreisten, kontrollierten Drogenhunde unser Womo. Bei der Einreise winkte man uns durch, obwohl die anderen mit Drogenhunden kontrolliert wurden“, sagte Angela F. vor dem Münchner Landgericht.
Die Hotelfachfrau, der Nachtportier Oliver M. (38) und der spanische Kunsthändler Jose O. (51) sitzen seit Dienstag wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge auf der Anklagebank. Die beiden Herren schweigen. Über seinen Anwalt Winfried Folda gibt Oliver M. nur eine Erklärung zur Sache ab: „Die Vorwürfe stimmen.“
Drei Wohnmobile waren im Einsatz
Der Fall flog durch ein anderes Drogenverfahren gegen den in München lebenden Spanier Jose O. auf. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei bei Jose O. Kaufverträge für drei Wohnmobile im Gesamtwert von 305 000 Euro. Ein Womo war auf den Mitangeklagten Oliver M. zugelassen, weil das Schmuggel-Pärchen sonst nicht so leicht über die Grenzen gekommen wäre.
50 000 Euro bekam Oliver M. für seine Dienste. Zunächst wurde Oliver M. als Zeuge über das Wohnmobil, das nie gefunden wurde, vernommen. Als er sich in Widersprüche verwickelte, machte er reinen Tisch, verriet einige Hintermänner in Spanien und auch Angela F., die vor ihrer Festnahme auf dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland tätig gewesen war.
Torsten Huber
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