Zweiter Bürgermeister leitet künftig auch das Wirtschaftsreferat – und darf sich somit Chef des Oktoberfests nennen
Der Job des Münchner Referenten für Arbeit und Wirtschaft ist durchaus beliebt. Als solcher ist man schließlich nicht nur dafür da, zahlungskräftige Unternehmen in die Stadt zu holen und die Arbeitslosenquote so niedrig wie möglich zu halten. Nein, als Wirtschaftsreferent ist man zugleich auch Wiesn-Chef. Insofern ist natürlich nachvollziehbar, dass sich jüngst der Zweite Bürgermeister Josef Schmid für den Posten ins Gespräch gebracht hat.
Die Grünen indes zeigten sich gestern im
Stadtrat überrascht von Schmids Ambitionen. Im Wahlkampf habe sich der CSU-Mann schließlich noch explizit gegen eine Ämteranhäufung ausgesprochen. „Das war anscheinend nur ein Lippenbekenntnis“, sagte Stadträtin Gülseren Demirel und äußerte den Verdacht, Schmid wolle das
Oktoberfest nur dazu nutzen, sich frühzeitig für den nächsten Wahlkampf in Szene zu setzen.
Tatsächlich hat es das in
München schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, dass ein Bürgermeister auch ein Referat übernimmt. Als die Bereiche Arbeit und Wirtschaft 1991 zusammengelegt wurden, hat der Stadtrat sogar ausdrücklich festgelegt, dass niemand aus der Stadtspitze das Referat leiten darf. Man wollte damit sicherstellen, dass sich die Bürgermeister ganz auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Seit gestern ist diese Regelung nun jedoch obsolet.
In seiner Antrittsrede als neuer Wirtschaftsreferent erklärte Schmid, dass man sich um ihn keine Sorgen machen müsse. Er habe schon früh in der elterlichen Metzgerei mitgeholfen, ein Doppelstudium absolviert und neben seiner Tätigkeit als Stadtrat noch ein Anwaltsbüro aufgebaut. Er sei Belastung also durchaus gewohnt, sagte Schmid.
Der FDP-Stadtrat Michael Mattar hält es sogar für eine ausgesprochen gute Idee, dass Aufgaben konzentriert werden. In anderen bayerischen Städten - in Augsburg, Nürnberg oder Ingolstadt - sei es schließlich seit Jahren gang und gäbe, dass die Bürgermeister zusätzlich noch als Referenten eingesetzt werden.
Mit den Stimmen der
Großen Koalition wurde Schmid letztlich auch zum neuen Wirtschaftsrefrenten bestellt. Die Leitung eines Referats sei ohnehin eher eine politische Position als eine Verwaltungsaufgabe, findet der SPD-Fraktionsvositzende
Alexander Reissl. Und so darf sich Schmid nun also bald Wiesn-Chef nennen. Aber auf dem Oktoferfest, sagt Oberbürgermeister
Dieter Reiter (
SPD), der zuletzt das Amt des Wirtschaftsreferenten bekleidet hat, könne man ohnehin nicht viel falsch machen. Wirklich entscheidend sei, was zwischen zwei Oktoberfesten passiert.