Schmid und die CSU: "Einfach weitermachen"
CSU-Spitzenkandidat Josef Schmid und seine Parteikollegen reden sich Mut zu. In der Stichwahl könne man „immer noch was herumreißen“. Aber siegesgewiss wirkt die Münchner CSU am Wahlabend nicht.
München - Bloß nicht ungebremst ins Blitzlichtgewitter. Es ist schon 18.41 Uhr, als Josef Schmid unauffällig durch die Tiefgarage des Kreisverwaltungsreferats in den Aufzug steigt, in den ersten Stock fährt und zum CSU-Zimmer marschiert – seine Frau Natalie zu seiner Linken, im Schlepptau Schulminister Ludwig Spaenle. Dort lächelt Schmid, der sichtlich geschaffte Wahlkämpfer, in die Kamera des AZ-Fotografen – und sagt zur Presse erst mal nicht viel: „Ich würde Sie jetzt bitten, alle mal den Raum zu verlassen, wir kommen zu den Statements später raus.“
42 Minuten bleibt die Tür zu. Josef Schmid muss sich erst mal sammeln. Die Münchner CSU muss sich sammeln. Der Wunschtraum, gleich im ersten Anlauf Dieter Reiter, den SPD-Kontrahenten um den OB-Sessel, zu übertrumpfen (oder sich mindestens ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu liefern), ist nach den 18-Uhr-Prognosen geplatzt: 40 Prozent für Reiter, 33 für Schmid, 14 für die Grüne Sabine Nallinger. Mit diesem Ergebnis in die Stichwahl in zwei Wochen – wie verdaut man das?
Dabei hatte sein Tag so nett angefangen. Morgens kamen seine Kinder Lennie (7) und Helena (5) ins Bett und weckten ihn. Danach war Josef Schmid Brezn holen beim Bäcker, für einen Brunch nach dem Gottesdienst in der Allacher Maria-Himmelfahrt-Kirche. „Er war ganz ruhig“, erzählt seine Frau Natalie. Nur beim Spiegeleier-Braten kam seine Nervosität durch. „Da ist ihm das Ei beim Anschlagen neben die Pfanne gefallen, sowas passiert ihm sonst nie.“
Als Schmid wieder aus dem Zimmer kommt, mitten hinein in die Kamerablitze, wirkt er gefasst: „Ich habe elf Prozent zugelegt. Wir befinden uns im Aufwind“, sagt er tapfer. Und dann: „Ich selber befinde mich im Aufwind.“
Doch die Münchner Schwarzen tun sich noch schwer, Euphorie zu verbreiten. „Wir holen bestimmt durch die Briefwähler noch auf“, sagt Stadtrat Richard Quaas, „aber ich denke nicht, dass die Lücke noch zu schließen ist.“ Ratskollege Walter Zöller sieht’s ähnlich: „In der Stichwahl kann man immer noch was herumreißen, aber das wird schon schwierig.“
Eineinhalb Stunden später, bei der CSU-Wahlparty im Postpalast (jetzt liegt Schmid schon bei 36 Prozent), haben sich die Wahlkämpfer vom ersten Schock erholt. „Seppi, Seppi, Seppi“, skandieren an die 500 CSU-Freunde, als Josef Schmid endlich einläuft. „Jetzt machen wir einfach weiter!“, ruft er ihnen zu. Und das dürfte die Durchhalteparole für die nächsten zwei Wochen sein: Vielleicht geht ja noch was.