Schmid und Böhle: Erst zamgruckt, dann zusammengerückt
München - Bairisch ist eine wunderbar doppeldeutige Sprache. Nehmen wir nur mal das Wort „zusammenrücken“, das kann hierzulande zweierlei bedeuten: Entweder man nähert sich an oder man gerät aneinander. Bei genauerer Betrachtung doch zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Josef Schmid (CSU) und Thomas Böhle (SPD) sind in den vergangenen Wochen gleich mehrmals zamgruckt. Erst auf die eine, dann auf die andere Weise. Grund dafür war immer der geplante Oktoberfest-Zaun. Der Wiesn-Chef dafür, der KVR-Chef strikt dagegen.
Los ging das Hickhack Anfang Juli. Da wusste die Welt noch nichts von Attentätern, die mit Äxten um sich schlagen oder in ihrem Rucksack Sprengstoff herumtragen. Für die SPD überwogen zu dieser Zeit deshalb noch die Bedenken gegen den Zaun.
Die SPD-Spitze um Oberbürgermeister Dieter Reiter nutzte die Gelegenheit aber auch, um Josef Schmid einen kleinen Dämpfer zu verpassen. Auserkoren, die Watschn zu verteilen, war ausgerechnet KVR-Chef Thomas Böhle.
Böhle ist bei der entscheidenden Debatte Anfang Juli zwar erst ein paar Tage im Amt, aber trotzdem alles andere als ein politisches Leichtgewicht. Als Personalreferent schon ein paar Jahre als Stadtminister auf dem Buckel, als Präsident der kommunalen Arbeitgebervereinigung zudem durchaus in der Lage, auch mal mit harten Bandagen zu kämpfen – so geht Böhle in die Sitzung.
Was Schmid dem Stadtrat da zur Entscheidung vorlegt habe, komme ihm vor „wie ein Werbeprospekt für den Secu-Fence“, sagte Böhle. Rrrrumms, das hatte gesessen. Zaun abgelehnt, Schmid brüskiert. OB Reiter saß daneben und sah sich das Schauspiel sichtlich vergnügt mit an.
Gut einen Monat später sieht die Sache freilich ganz anders aus. Würzburg, Ansbach, der Amoklauf am OEZ – Schmid und Böhle rucken wieder zam, dieses Mal auf die andere Art und Weise.
Am Mittwoch haben die beiden nun gemeinsam das überarbeitete Sicherheitskonzept für die Wiesn vorgestellt. Auf dem Podium sitzen sie so nah beieinander, wie man sich das in den vergangenen Wochen nicht hätte vorstellen können – und das nicht nur, weil, die Mikrofone so eng gestellt sind. Auch inhaltlich sind die beiden Stadtminister nun wieder auf einer Linie.
Sie würden „in allen Punkten übereinstimmen“, erklärte Böhle auf der Bühne. Und auch der Zaun: Für alle Eventualitäten getestet, „meine Bedenken damit hinfällig“, so der neue Ordnungschef.
Die leichte Verstimmung in der Großen Koalition, die der Zaun-Streit ausgelöst hat, dürfte damit zunächst einmal wieder beseitigt sein. Die SPD habe erkannt, dass sich das Thema nicht für politische Spielchen eigne, sagt Schmid. Wobei, Spielchen: Das würde die SPD natürlich zurückweisen. Schließlich habe es immer auch ernste Vorbehalte gegen den Zaun gegeben.