Schluck! Sperrstunde: Um drei soll Schluss sein

Innenminister Herrmann und Staatssekretär Sackmann wollen bayernweit die Sperrstunde wieder einführen. Dagegen regt sich Widerstand – in München und auch bei der JU.
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Straftaten: Immer häufiger ist Alkohol dabei im Spiel
dpa Straftaten: Immer häufiger ist Alkohol dabei im Spiel

Innenminister Herrmann und Staatssekretär Sackmann wollen bayernweit die Sperrstunde wieder einführen. Dagegen regt sich Widerstand – in München und auch bei der JU.

MÜNCHEN Es ist fast jede Nacht das gleiche: Es gibt mehr Unfälle, mehr Straftaten, mehr Schlägereien, mehr Lärm, mehr Noteinsätze der Sanitäter. Und immer häufiger ist Alkohol dabei im Spiel (AZ berichtete - Link unten). Jetzt soll die Wiedereinführung einer Sperrstunde helfen, die Probleme zu bekämpfen.

Die Freistaat hatte die Sperrstunde vor ein paar Jahren bayernweit abgeschafft, nachdem München in dieser Sache voraus gegangen war. Hier gilt nur noch eine Putzstunde von fünf bis sechs Uhr morgens. Bayernweit steht inzwischen jeder Kommune frei, ob und wann sie die Kneipen schließen lassen will.

Jetzt kocht das Thema wieder hoch: Beim bayerischen Städtetag steht es auf der Tagesordnung, auch zwei Kabinettsmitglieder wagen sich vor. Sozialstaatssekretär Markus Sackmann (CSU) etwa fordert die Sperrstunde zurück: Es gebe „gefährliche Entwicklungen“. Viele Bürgermeister, Landräte und Rettungsdienste hätten „dringend“ gebeten, sich für eine einheitliche Linie einzusetzen: „Angesichts der zunehmenden Fälle von Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen tue ich das sehr gerne.“

Sackmann plädiert für eine landesweite Sperrstunde ab drei Uhr nachts in Kneipen und bei Vereinsfesten, in Zelten ab zwei Uhr morgens.

Unterstützt wird er von Innenminister Joachim Herrmann (CSU): „Für mich ist völlig klar, dass wir in Sachen Alkohol und Gewalt dringend Maßnahmen ergreifen müssen.“ Die Sperrzeit sei nur ein Teil. „Daneben diskutieren wir genauso über das nächtliche Verkaufsverbot für harte Alkoholika an Tankstellen.“

Auch die Münchner Polizei ist dafür. Seit die Sperrzeit in München aufgehoben sei, habe sie mehr Einsätze. Besonders am Wochenende. „Früher war der Sonntagvormittag am ruhigsten, inzwischen gehört er mit zu den einsatzreichsten“, sagt Polizeisprecher Peter Reichl zur AZ: „Wir haben sehr viele Schlägereien und Ruhestörungen.“

Die kleinen Städte beurteilen das anders als die Großstädte. Auf dem Land fürchten die Bürgermeister den Trink-Tourismus – dorthin, wo man länger saufen, pardon, feiern kann. Die Folge seien auch mehr Verkehrsunfälle.

Doch es gibt auch Widerstand. Die Junge Union Bayern warnt: Die CSU solle nach den üblen Erfahrungen mit dem Rauchverbot nicht auch noch dieses Fass aufmachen. Die Fraktionschefs von SPD (Alexander Reissl) und CSU (Josef Schmid) im Rathaus sind sich einig: „Das löst das Problem der zunehmenden Gewaltbereitschaft von betrunkenen Jugendlichen nicht.“ Die besorgten sich den Alkohol an Tankstellen und in Supermärkten.

Münchens KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle plädiert dafür, die Regelung zu lassen: „Ich lehne das für die 8000 Kneipen in München ab.“ Wenn es ein Problem mit einem Lokal gebe, schreite die Stadt dort ein. Er glaubt nicht, dass weniger getrunken werde, nur weil die Kneipen zu sind. Um mit dem wachsenden Alkoholproblem umzugehen, sei Sperrstunde nur ein Thema. Willi Bock, Nina Job

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