Schlittenfahrt in die Klinik
München/Murnau - Rodeln entwickelt sich immer mehr zum Trendsport mit hohen Unfallzahlen. Allein in Österreich gab es im vergangenen Winter 4600 Verletzte. Auch in Bayern sind die Zahlen alarmierend.
Erst eine zünftige Hüttengaudi, dann eine rasante Abfahrt. So hatte sich das eine junge Britin vorgestellt, als sie in Pinzgau im Salzburger Land einen netten Abend verbrachte. Doch dann prallte die Schlittenfahrerin auf der Rodelabfahrt ins Tal ungebremst gegen einen Baum – und fiel ins Koma. Sie starb wenig später an ihren schweren Verletzungen. Ein Einzelfall? Leider nicht. Vielmehr entwickelt sich Rodeln immer mehr zum Trendsport mit alarmierenden Unfallzahlen. 4600 verletzte Schlittenfahrer registrierte allein das österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit im vergangenen Winter.
Aber auch in Bayern sind die Zahlen alarmierend. Eine achtprozentige Zunahme verzeichnet die Bergwacht Bayern jährlich. Kein Wunder, dass Schlittenfahren in der Unfallklinik Murnau längst als gefährlicher Sport eingestuft wird. Wirbelverletzungen und Stauchungen an den Beinen seien die häufigsten Verletzungen. Aber auch schwere Kopfverletzungen sind mitunter die Folge unkontrollierter Abfahrten, allein 500 Personen kamen damit 2006 in österreichische Krankenhäuser. „Oftmals wird Rodeln als Kinderspiel angesehen“, erklärtMargit Dengler-Paar vom deutschen Bob- und Schlittenverband (BSD).
Alkohol als größter Unfallfaktor
Vor allem Erwachsene würden sich einfach auf den Schlitten setzen und Hänge hinunterfahren, die viel zu steil für Anfänger seien: „Sie sollten stattdessen lieber erstmal mit ihren Kindern an einem Übungshang proben.“ Viel schlimmer seien allerdings die Rodler, die nach einem lustigen Abend auf einer Berghütte betrunken im Dunklen den Berg hinuntersausen. Alkohol wird in der Unfallchirurgie als größter Risikofaktor des rasanten Hobbys angesehen.
Deshalb rät Dengler-Paar auch zur richtigen Vorbereitung. „Wichtig ist, dass der Schlitten in einem tadellosen Zustand ist und dem Können der Fahrer entspricht.“ Vor allem vor den schnittigen Plastikbobs, die heuer besonders stark von den Kindern nachgefragt werden, warnt deshalb Volker Bühren, Chef der Unfallchirurgie. Aber auch so mancher Rennrodel kann zu schnell für einen unerfahrenen Schlittenfahrer sein.
Das sind die schönsten Rodel-Pisten
Blomberg: Eine der längsten Bahnen in Bayern mit 5,5 Kilometer Länge ist die Strecke bei Bad Tölz. Nach zwei Stunden Aufstieg oder einer Fahrt mit dem Sessellift kann man sich den Schlitten leihen und die Abfahrt runterdüsen. Die Bergfahrt kostet fünf Euro.
Wallberg: Hoch über dem Tegernsee liegt Deutschlands längste und schönste Winterrodelbahn. Die rasante Strecke überwindet einen Höhenunterschied von 830 Metern und ist insgesamt 6,5 Kilometer lang. Die Zwei-Fahrten-Karte für Rodler kostet sieben Euro.
Christlum: Jeden Mittwoch gibt’s auf der Christlum Alm einen Rodelabend mit Hüttengaudi. Auf der beleuchteten Rodelbahn geht’s im Fackelschein ins Tal. Die Auffahrt kostet 5,50 Euro.
Oberstdorf: Von der Nebelhornbahn führt ab der Mittelstation Seealpe eine Naturrodelbahn drei Kilometer nach unten, die Nebelhornbahn bietet spezielle Fahrkarten für Rodler an.
Kleinwalsertal: Gleich sieben Rodelbahnen werden im Kleinwalsertal präpariert – davon zwei mit Aufstiegshilfe. außerdem gibt’s eine Schneebar direkt am Rodellift. Kosten: Die Einzelfahrt kostet 1,60 Euro.
Daniel Aschoff
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